Die Alpen sind 25 Millionen Jahre alt, die Rheinschlucht entstand vor 10 000 Jahren und im Schweizerischen Nationalpark stehen Arven, die über 1000 Jahrringe zählen. Selbst die Alp Flix, eine von Menschen geschaffene Landschaft, gibt es bereits seit 600 Jahren. Was uns das sagt? Die Naturwunder in Graubünden sind beständig und werden so manche Krise unbeschadet und unbeeindruckt überstehen.
Der Schweizer Grand Canyon - die Rheinschlucht in der Bündner Natur
100 Milliarden Kubikmeter Fels donnerten beim Flimser Felssturz vor rund 10 000 Jahren in die Tiefe. Der Vorderrhein, der von seiner Quelle auf dem Oberalppass durch die Surselva fliesst, wurde dabei von einer hundert Meter dicken Schuttmassen- Schicht begraben. Unnachgiebig wie Wasser ist, schnitt sich der Fluss in den darauffolgenden Jahrtausenden einen neuen Weg durch das Geröll – zwischen Ilanz und Reichenau entstand die Rheinschlucht.
Diese Landschaft – man nennt sie auch Schweizer Grand Canyon – ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Wassersportler, sondern auch das Zuhause von bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Zum Beispiel von zwei stark gefährdeten Vögeln: dem Flussregenpfeifer und dem Flussuferläufer. Um sie und weitere sensible Tiere und Pflanzen zu schützen, sind seit 2017 Rangerinnen in der Rheinschlucht unterwegs. Einmal pro Monat kann man ihnen bei der Arbeit über die Schulter schauen. Mehr Information unter www.rheinschlucht.ch
Die Graubündner Natur im ältesten Nationalpark der Alpen erleben
Kein Feuer, keine Hunde, kein Wandern abseits der Wege – im Viereck zwischen Zernez, S-chanf, Ofenpass und Scuol gelten strenge Regeln. 1914 wurde hier auf einer Fläche von 170 Quadratkilometern der älteste Nationalpark der Alpen gegründet. Seit damals wird die Natur sich selbst überlassen; der Mensch ist bis heute ausschliesslich Beobachter und Besucher. Dazu führen 21 Touren – vom familienfreundlichen Erlebnisweg bis zur anspruchsvollen Bergtour auf den Piz Quattervals – durch das Gebiet. Ist man früh morgens oder am späteren Nachmittag unterwegs, stehen die Chancen, die vielen vierbeinigen Einheimischen, zum Beispiel Hirsche, Gämsen oder Steinböcke, mit einem Feldstecher zu erspähen, besonders gut. Erhöhen kann man sie nur noch, wenn man an einer geführten Exkursion mit einem der Ranger teilnimmt: Dienstags nehmen sie Besucherinnen und Besucher mit auf die Aussichtskanzel Margunet am Ofenpass und donnerstags in die Wildarena der Alpen, das Val Trupchun. Mehr Informationen unter www.nationalpark.ch
Die Artenvielfalt der Alp Flix in Graubünden erkunden
Als die Walser vor 600 Jahren das Hochplateau oberhalb des Bergdorfs Sur an der heutigen Julierpassstrasse rodeten, verfolgten sie praktische Ziele: Sie brauchten Land für die Bewirtschaftung. Dass sie dabei etwas Wertvolleres als nur eine Alp erschufen, fand man erst viel später heraus: Am Tag der Artenvielfalt vor 20 Jahren wurden auf der Alp Flix zur Überraschung der Forscherinnen und Forscher über 2000 Arten gezählt. Es stellte sich heraus: Das Hochplateau mit Moorseen, kleinen Bächen und üppigen Blumenwiesen ist eine wahre Schatzinsel der Artenvielfalt. Um diese besonders reiche Flora und Fauna auch Kindern näherzubringen, gibt es für sie auf der Alp Flix einen Forscher parcours. Ausge rüstet mit einem Forscherkit mit Becherlupe, Spinnenstaubsauger und vielem mehr, können sie an sechs Posten die Natur entdecken.
Weitere Schweizer Naturregionen im Sommer die es zu erleben gibt:
Der Genfersee ist Ausgangspunkt für zahlreiche Naturausflüge
Appenzellerland, Toggenburg, Heidiland, Schaffhauserland oder Thurgau-Bodensee?
Ferienregion Tessin - vielfältige Landschaft der italienischen Schweiz
NATURZYT Ausgabe Juni 2020, Text Thalia Wünsche, Fotos Mattias Nutt, Gaudenz Danuser, Hans Lozza