Das Diemtigtal im Berner Oberland hat viele landschaftliche Schönheiten, teilweise noch unbekannte Stätten und verborgene Schätze - einzigartigen Flora und Fauna, mit einer bedeutenden Bio-Diversität, die es nachhaltig zu pflegen und zu schützen gilt.
Dank seiner landschaftlichen Einzigartigkeit und Schönheit und seiner gepflegten Baukultur, sowie dem reichen Vorkommen hoher Naturwerte und grosser Biodiversität, trägt das Diemtigtal das Bundeslabel „Regionaler Naturpark - Landschaft von nationaler Bedeutung“.
Wald, Weiden und Wiesen
Das Diemtigtal ist zu knapp 30% bewaldet. Neben grossen, zusammenhängenden Waldflächen gibt es grössere Gebiete, wo Wald, Wiesen und Weideland ein abwechslungsreiches Mosaik bilden.
Die obere Waldgrenze liegt auf ca. 1’800 m ü. M. Entlang der Simme, in den Auengebieten von nationaler Bedeutung, finden sich eher kleinflächige Grauerlen-Wälder. Bis auf gut 1'000 m ü. M. dominieren die Buchenwälder, wobei die Buche zugunsten der Fichte meistens zurückgedrängt worden ist.
Zwischen 800 und ca. 1’400 m ü. M. erlangt die Tanne eine grosse Bedeutung im Wald, hauptsächlich in frischen, eher schattigen Lagen. An trockenen und wechseltrockenen Standorten wachsen natürliche Fichtenwälder. Der subalpine Nadelwaldgürtel wird von der Fichte und der Bergföhre dominiert. In hohen Lagen, ganz im Südwesten des Naturparks, gibt es einzelne Wälder, in denen Bergföhren und Arven bestandsbildend sind.
Das Wies- und Weideland reicht von intensiv genutzten Wiesen über Goldhaferwiesen, Kammgrasweiden, Milchkraut- und Borstgrasweiden bis zu alpinen Rasengesellschaften. Im Diemtigtal gibt es viele Trockenwiesen und –weiden von regionaler und (voraussichtlich) nationaler Bedeutung. Ebenso gibt es mehrere Flachmoore von regionaler und nationaler Bedeutung.
Artenvielfalt, seltene und besondere Arten
Die botanische und zoologische Artenvielfalt im Diemtigtal ist sehr gross. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die grosse Spanne der Höhenlagen, so dass Arten der Montan-, der Subalpin- und der Alpinstufe nahe beieinander vorkommen. In zweiter Linie tragen die Vielfalt der Lebensräume und die unterschiedlichen Expositionen zum Artenreichtum bei. Gegenwärtig wird auch dem Alpenbockkäfer besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er kommt an einigen Stellen in der Gemeinde Diemtigen vor und wird aktiv gefördert.
Das Diemtigtal ist äusserst wertvoll für Reptilien. So leben Alpenviper, Kreuzotter, Ringnatter und Schlingnatter im Park. Unter den Echsen trifft man Blindschleiche, Mauereidechse, Zauneidechse und die Bergeidechse. Das Vorkommen von gegen 100 verschiedenen Brutvogelarten widerspiegelt die landschaftliche und ökologische Vielfalt des Naturparks. Das Artenspektrum ist sehr breit: Es reicht einerseits von den Wiesenbrütern (z. B. Feldlerche, Baumpieper und Bergpieper) über Hecken- und Waldrandbewohner (z. B. Neuntöter, Goldammer, Grauschnäpper) bis zu waldbewohnenden Arten (z. B. Raufusskauz, Waldbaumläufer). Im Naturpark brüten Steinadler, und es kommen Haselhuhn, Birkhuhn, Steinhuhn, Schneehuhn, Wasseramseln und Bergstelzen vor. Die teilweise hoch aufragenden Felswände bieten Brutplätze für Felsenbrüter, darunter die Felsenschwalbe und der Mauerläufer. Die Alpendohle gehört auch zum festen Inventar. Im Gebiet kommen vier Eulenarten vor, nämlich der Waldkauz, die Waldohreule, der Sperlingskauz und der Raufusskauz. Es gibt auch Nachweise vom Uhu. Reh und Gämse sind die mit Abstand wichtigsten bejagten Wildtiere im Diemtigtal und bilden gleichzeitig die Nahrungsgrundlage für den Luchs. Dieser ist seit längerer Zeit wieder im Diemtigtal heimisch. Steinwild und Rotwild (Hirsch) sind daran, sich im Naturpark als Wildtiere neu zu etablieren. Zwischen 2001 und 2003 wurden im Gebiet Spillgerten 5 Steinböcke und 5 Steingeissen ausgesetzt. Die neue Steinwildkolonie entwickelt sich seither erwartungsgemäss. Oberhalb von ca. 1’500-1’600 m ü. M. kommt das Murmeltier verbreitet vor. Fuchs und Dachs besiedeln das ganze Parkgebiet. Auch der Feldhase und in der oberen Subalpin- und der Alpinstufe der Schneehase kommen weit verbreitet vor. Kleinere Raubtiere wie der Steinmarder, der Baummarder, das Hermelin und das Mauswiesel werden wegen ihrer heimlichen Lebensweise eher selten festgestellt, finden aber verbreitet geeignete Lebensräume vor.
Den Naturpark Diemtigtal auf Themenwegen erleben
Der Alpenbock-Weg
Der Alpenbock gehört zu den prächtigsten Käfern Europas. Er gilt heute in den meisten Ländern als gefährdet und zählt zu den schützenswerten „Smaragd-Arten“. In den sonnigen Wäldern des unteren Diemtigtals gibt es erfreulicherweise wieder neue Vorkommen. Der Alpenbockweg führt durch Wälder und Weiden, in den Lebensraum des Alpenbocks. Der zweistündige Rundweg beginnt mit einem zehnminütigen Dokumentarfilm im Tourismusbüro. Verschiedene Postentafeln und ein Prospekt vermitteln viel Wissenswertes über diese seltene Käferart. Eine Feuerstelle und eine Holzhütte gehören zum Alpenbock-Erlebnis. Der Weg ist besonders für Naturliebhaber, Schulen und Familien geeignet und ist ein Teilprojekt des Regionalen Naturparks Diemtigtal.
Alpenbockweg
Ausgangspunkt: Bahnhof Oey-Diemtigen
Endpunkt: Bahnhof Oey-Diemtigen
Länge: 8.0 km
Höhenmeter: 125m
Höchster Punkt: 670 m ü.M.
Wanderzeit: 2.0 Stunden
Hinweis: Der Weg ist nicht durchgehend mit dem Kinderwagen befahrbar.
Rosalia Alpina - Alpenbock
Dicht stehende, graublaue bis leuchtend hellblaue Härchen bedecken Körper, Beine und Fühler. Diese sind zudem mit dunklen Haarbüscheln geschmückt. Das Insekt beginnt sein Leben als Ei und wächst zu einer Made. Eine Alpenbock-Larve lebt während zwei bis vier Jahren im Holz. Nach der Verpuppung zum prächtigen Alpenbock-Käfer verlässt er seine hölzerne Bleibe zwischen Juni und August. Lebende Käfer können nur in den Monaten Juni bis September beobachtet werden.
Vogelweg - vom Rotmilan zur Wasseramsel
Die wunderschöne und abwechslungsreiche Kulturlandschaft des Diemtigtals bietet vielen Vögeln ein Zuhause. Der Vogelweg führt durch zahlreiche Lebensräume verschiedener einheimischer Vogelarten. Unterwegs gibt es viel Erstaunliches über die Vogelwelt zu erfahren. Zum Beispiel kann im Vorsommer mit einer Nestkamera, live die Kinderstube eines Mauerseglerpaares beobachtet werden oder verschiedene Vogelstimmen müssen zugeortet werden. Auf zwölf Infotafeln werden einheimische Vögel genauer vorgestellt. Ein Quiz und andere Aktivitäten warten zudem auf die Wanderer.
Vogelweg
Ausgangspunkt: Bahnhof Oey-Diemtigen
Endpunkt: Bahnhof Oey-Diemtigen
Länge: 5.6 km / 2.75 km
Höhenmeter: 210 m / 110
Höchster Punkt: 890 m ü.M. / 781 m ü.M.
Wanderzeit: 2.75 Stunden / 1.25 Stunden
Hinweis: Geeignet für Kinder ab 10 Jahren. Bei der kurzen Steigung zwischen Posten 1 und 5 wird eine minimale Fitness vorausgesetzt. Nicht für Kinderwagen geeignet. Auf dem Weg können Zecken sein. Ein entsprechender Schutz wird empfohlen.
Lebensraum Wald - Walderlebnispfad Meniggrund
Der Walderlebnispfad Meniggrund führt durch eine Sturmholzfläche, die der Orkan Lothar im Jahr 1999 beschädigt hat. Erstaunlich, wie sich der Wald seit diesem Ereignis verändert hat. Entlang des Weges wird an verschiedenen Stationen viel Eindrückliches über den Wald und seine Bedeutung für uns Menschen und die Umwelt aufgezeigt. Verschiedene Spielposten vermitteln interaktives Lernen. So zum Beispiel Baumalter bestimmen, die eigene Kraft mit einem Orkan vergleichen oder den Wald mit einer Lupe erforschen. Auf dem Weg befinden sich zwei Feuerstellen und eine gedeckte Holzplattform.
Walderlebnispfad Meniggrund
Ausgangspunkt:Parkplatz Meniggrund, Gasenboden
Endpunkt: Parkplatz Meniggrund, Gasenboden
Länge: 2.0 Kilometer
Höhenmeter: 170 m
Höchster Punkt: 1516 m.ü.M.
Wanderzeit: 2.0 Stunden
Hinweis: Für Kinder ab 10 Jahren geeignet. Der Weg ist nicht mit dem Kinderwagen begehbar; es darf nur an den zwei offiziellen Feuerstellen Feuer entfacht werden.
Wildbeobachtungswanderung
Für Naturliebhaber und Familien ist passend zum Projekt „Naturpark Diemtigtal“ eine neue, interessante Attraktion entstanden. Ein Bergweg führt durch die wildromantische Gegend des hinteren Diemtigtals zur Wildbeobachtungsstation und dem Bergrestaurant "Nydeggstübli" (in der Wintersaison geöffnet!). Bei der Wildbeobachtungsstation erfährt der Wanderer spannendes über den Steinbock, Gämsen, Steinadler und das Birkhuhn. Ein modernes Fernrohr steht bereit um die vor zehn Jahren ausgesetzte Steinbockkolonie oder andere Tiere beobachten zu können. Im Winter ist die Beobachtungsstation mit den Schneeschuhen auf dem Schneeschuhtrail Grimmialp erreichbar. Der 4-Kilometer lange Weg führt entlang des Erlebniswegs "Grimmimutz" bis zu dessen höchstem Punkt: Nideggwald Pt. 1409. Dort beginnt die Wildbeobachtungswanderung und führt durch die wildromantische Gegend der Alp Nidegg, vorbei an der Wildbeobachtungsstation bis zum Bergrestaurant „Nydegg-Stübli" (in der Wintersaison geöffnet). Der Abstieg führt entlang von Alpweiden auf dem Bergweg Stierenberg-Vordere Nidegg-Schwenden, zurück zum Ausgangspunkt.
Wildbeobachtungswanderung
Ausgangs- / Endpunkt: Parkplatz Senggiweid, Grimmialp
Länge: 4.0 km
Höhenmeter: 263 m
Höchster Punkt: 1487 m ü.M.
Wanderzeit: 3 h
Zielgruppen: Wanderer, Naturliebhaber, Familien mit Kindern ab 12 Jahren
Die Wanderung kann auch mit der Sesselban Grimmialp kombiniert werden. (Betriebszeiten bachten)
Der Geschichts- & Kulturweg Diemtigtal
Der Geschichts- und Kulturweg zeigt einen erlesenen Ausschnitt aus Lebensformen und -epochen im Diemtigtal auf. An acht Posten erfahren Interessierte Wissenswertes über Alpwirtschaft, Vieh-, Pferde- und Ziegenzucht, Gewerbe und Industrie, Kunst und Kultur, Holzbau, Tourismus, wichtige Gebäude und Lebensformen. Die Zeitepoche reicht bis in die Mittlere Steinzeit zurück. Der Weg zeigt auf, wie vor rund 10’000 Jahren Urzeitmenschen auf der Nahrungssuche in das noch vergletscherte Diemtigtal vordrangen und unter dem Eyeriedschopf in Zwischenflüh Schutz fanden.Verschiedene Ausgrabungen, wie Geräte aus Stein und Knochen, belegen menschliche Anwesenheit im Diemtigtal in der Mittleren Steinzeit.
Geschichts- und Kulturweg
Ausgangspunkt: Brätlistelle Anger, Zwischenflüh
Endpunkt: Eyeriedschopf, Zwischenflüh
Länge: 1.0 km
Höhenmeter: 80m
Höchster Punkt: 1140 m ü.M.
Wanderzeit: 20 Minuten
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NATURZYT Ausgabe April 2013, Text Michael Knaus, Fotos: Bruno Reber, Peter Rothacher, Christian Germann, Heinz Lerch, Jan Bo Kristen, Ruedi Wyss