Im Norden der Schweiz beginnt der Schnee etwas langsamer zu schmelzen als im Süden. Und auch in den höheren Lagen lässt der Frühling je nach Wetterlage noch etwas länger auf sich warten als im Schweizer Flachland, wo schon die ersten Blütenmeere zu leuchten beginnen. Während der Frühling im Flachland bereits im März beginnt, startet dieser in den Bergen erst gegen Mai/Juni.
Blühende Narzissenfelder in Montreux - Narzissen-Rundwanderung
In der Region oberhalb von Montreux und Vevey liegt der «Maischnee», der den Wanderer im Mai mit einem herrlichem Ausblick auf den Genfersee, zusätzlich verzaubert. «La neige de mai» oder eben der Maischnee, so nennen die Westschweizer ihre blühenden Narzissenfelder gerne. Und die wildblühenden Narzissen bieten tatsächlich ein faszinierendes Naturschauspiel mit ihren strahlend weissen, wunderbar duftenden Blüten. Aber auch schon früher, vor der Schneeschmelze, bereiten sich die Pflanzen vor und beginnen aus der Kraft der Zwiebel ihre Narzissenblätter aus dem Boden zu strecken und den Frühling zu begrüssen. Eine schöne Frühlings-Blütenwanderung startet in Les Pléiades, einem Dorf hoch über dem Genfersee. Es ist auch die Endstation der Zahnradbahn, die von Vevey über Blonay hochfährt. Von der Endstation führt ein gut beschilderter Wanderweg auf den zweistündigen Rundgang. Und wer sich etwas länger während der Blütensaison der Narzissen im Genferseegebiet aufhält, der findet weitere Themenwege durch den schönen «Maischnee» in Les Avants, Glion, Caux und Mont-Pèlerin, welche zu entdecken sind. Die leichte Narzissen-Rundwanderung in Les Pléiades dauert 2 Stunden für die etwas mehr als 5 Kilometer. Mehr Informationen unter www.montreuxriviera.com
Blühende Märzenbecher anfangs März im Naturschutzgebiet Auenwald
Kaum ist der Schnee geschmolzen und wird es langsam etwas wärmer, beginnen im Waldgebiet des Naturschutzgebiets Auenwald die Märzenbecher zu Tausenden in voller Pracht zu blühen. Vielleicht bereits Ende Februar, allenfalls aber erst Anfang März. Bei dem aktuellen Klima ist das sehr schwer zu sagen. Unmittelbar an der deutschen Grenze, nördlich von Schleitheim gelegen, befindet sich dieser Auenwald, welcher zu den grössten in der Schweiz zählt und zum Bundesinventar der schützenswerten Landschaften gehört. Das Naturschutzgebiet Auenwald liegt unmittelbar an der Wutach. Der Grenzfluss Wutach ist in den letzten Jahren renaturiert worden und kann sich seinen Weg weitgehend selber suchen. Dadurch entsteht ein einmaliges, riesiges Biotop mit einer unglaublich vielfältigen Flora und Fauna. Ein gemütlicher Wanderweg führt durch die einzigartige Landschaft von Oberwiesen, Schleitheim, zur «Seldenhalde» und den Märzenbechern. Aber ist man zu früh, blühen sie noch nicht, ist man zu spät, haben sie geblüht. So oder so, die leichte und kurze Wanderung an der Wutach entlang zur «Seldenhalde» ist ein naturreiches Erlebnis, vor allem der letzte Teil, welcher in den Wald führt, wo sich die Märzenbecher befinden. Hier, spürt man, kommt man in eine andere Welt, in der mit Sicherheit auch Feen, Elfen und Kobolde zusammen mit den Waldwesen für ein spürbares Gefühl sorgen. Mehr Informationen unter www.schaffhauserland.ch
950 Kamelienvarietäten im Kamelienpark Locarno
Im Tessin werden die Tage etwas schneller milder als in den Bergen. Dann spriessen die Kamelien, Magnolien und Azaleen, und die Tessiner-Landschaft verwandelt sich in ein einzigartiges Farbenmeer. Die schneebedeckten Gipfel spiegeln sich auf der klaren Oberfläche des Sees, und im prächtigen Kamelienpark in Locarno blühen die verschiedenen Kamelienarten um die Wette. Der Kamelienpark wurde anlässlich des Kongresses der «International Camelia Society» im März 2005 eingeweiht. Der Park ist in eine Vielzahl von Beeten aufgeteilt und wurde so gestaltet, dass er eine Art Labyrinthbildet, in welchem sich die Besucher zwischen den blühenden Pflanzen bewegen. Das grösste Beet des Parks – jenes mit den duft enden Kamelienarten – wird umgeben vom Amphitheater, von welchem ein kleiner Wasserlauf entspringt und einen kleinen See speist. Heute beherbergt der Park über 950 erfasste Kamelienvarietäten. Am Südrand des öff entlichen Strandbades stehen zudem 130 doppelte Kamelien, die als Trennhecke dienen, aber auch Schnittblumen für die jährliche Ausstellung im Frühling liefern. Die «Camelie Locarno», die Frühlingsausstellung, findet im März statt. Sehenswürdig ist auch der Botanische Garten des Gambarogno.
Hunderttausende Rhododendren- und Azaleen-Blüten im Seeleger Moors
Jedes Jahr im Frühling wandelt sich die 120 000 Quadratmeter grosse Parklandschaft des Seeleger Moors in ein Blütenparadies. Hunderttausende von Rhododendren und Azaleen blühen um die Wette und verzaubern den ganzen Park vom Frühling bis in den Sommer hinein in eine Farbenpracht die ihresgleichen sucht. Zahlreiche verschlungene Pfade führen durch das Blütenmeer, und die wunderbare Natur im Park, zum Strauchpfingstrosengarten, dem verwunschenen Farnwald oder zu den romantischen Seerosenteichen mit Fröschen und Amphibien. Die Vögel geben ihren Gesang zum Besten, begleitet von verschiedenen Schmetterlingen und Insekten, die sich an der Blütenpracht den Nektar holen. Der Park ist in verschiedene natürliche Lebensräume aufgeteilt und ein rollstuhlgängiger Spazierweg über 3 Kilometer macht ein Schlendern durch die wunderbare Natur für alle zu einem unvergesslichen Vergnügen. Das Seeleger Moor entstand über Jahrtausende und ist eines der wichtigsten Hochmoore im Kanton Zürich. Jeweils am 1. April nach der Winterpause öffnet der Park rechtzeitig zum Blütenzauber. Mehr Informationen unter www.selegermoor.ch
Blütenpracht in der Moorlandschaft Rossweid
Abbisskraut, Ährige Rapunzel, Alpen-Liebstock, Bach-Nelkenwurzs, Berg-Hahnenfuss, Fuchs-Geiskraut, Zottiges Habichtskraut und viele mehr geben sich ein Stelldichein von Juni bis September auf der leichten und kinderfreundlichen Pflanzenrundwanderung durch die Moorlandschaft auf der Rossweid in Sörenberg. Für die gut 7,4 Kilometer müssen sicher 2 Stunden veranschlagt werden und vielleicht etwas mehr, um in Ruhe die Pflanzenwunder bestaunen und geniessen zu können. Unmittelbar bei der Bergstation der Gondelbahn Rossweid geht es los und man taucht auf einem Weg in eine andere Welt aus einem farnreichen HeidelbeerFichtenwald ein. Stürme haben Wald lücken hinterlassen, in denen neben Fichten auch Laubbäume wie Vogelbeerbaum und zahlreiche krautige Pflanzen aufkommen. Im Wald ein gebettet liegen kalkreiche Kleinseggenriede, die mit rosa leuchtenden Orchideen und weissen Haarbüscheln der Wollgräser übersät sind. Nach Salwide führt der Weg durch Hochmoor-Bergföhrenwälder und über Bergfettweiden hinauf zur Blattenegg, immer wieder öff net sich der Blick auf die imposante Schrattenfluh und die steilen Flanken des Brienzer Rothorns. Auf dem Rückweg zur Rossweid liegt der Moorlehrpfad «Sonnentauweg», der sich für Familien mit Kindern auch als eigene kurze Route von der Rossweid aus anbietet. Mehr Informationen zum Rundweg und Moorlehrpfad unter www.biosphaere.ch oder T 041 485 88 50.
Frisch grüne Arven-Lärchen-Walder in der Jungfrau-Aletsch Region
Frisch grüne Arven-Lärchen-Wälder, karge Felsensteppen, malerische Moorlandschaften und die sich ständig wandelnden Gletschervorfelder zeichnen das Gebiet rund um den grossen Aletschgletscher aus. Das sind aber nur einige der vielfältigen Lebensräume, die man im UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch erleben kann. Wer die atemberaubende Natur und das Welterbe in seiner Ganzheit erfahren möchte, sollte einmal in seinem Leben die Welterbe-Umwanderung «Schlüssel zu den Alpen» erleben. Über 272 Kilometer und 25 800 Höhenmeter können auf 15 Tagesetappen vom ambitionierten Wanderer zurückgelegt werden. Sie führen vom Aletschgletscher durch das Goms über die Grimsel hinab in die Aareschlucht. Von Meiringen aus geht es weiter durch das Rosenlaui, vorbei an der Eigernordwand nach Grindelwald und Lauterbrunnen. Die drei Königsetappen sind die Wanderungen über die Sefinenfurgge, das Hohtürli und den Lötschenpass. Zurück im Wallis führt die Strecke entlang der LötschbergSüdrampe und ihren Suonen zum Natischerberg und hoch auf die Belalp. Natürlich kann jede der 15 Etappen auch als Tageswanderung absolviert werden. Das gleichnamige Taschenbuch dokumentiert die einzelnen Wanderabschnitte. Mehr Informationen zu dieser Wanderung und den speziell im Frühling reizvollen Etappen erhalten Sie im World Nature Forum in Naters, unter www.jungfraualetsch.ch
Hoch oben in den Baumwipfel, auf dem Baumwipfelpfad am Mogelsberg
Die saftig grünen Blätter spriessen hoch oben an den Bäumen, das Eichhörnchen huscht vom Boden schnell und flink den Baumstamm hinauf in die Krone. Vögel fliegen von Ast zu Ast und geben ihren Gesang hoch oben zum Besten. Selbst einmal erleben, wie es sich anfühlt, ein Vogel zu sein und durch die Bäume zu fliegen, den Ausblick des Eichhörnchens und der Vögel einmal eins zu eins erleben. Das wäre ein Erlebnis. Im Steinwäldchen in Mogelsberg ist dies seit 2018 möglich, denn auf dem Baumwipfelpfad fühlt man sich wie ein Vogel oder Eichhörnchen. Der Pfad führt über 500 Meter durch die Baumkronen des vielfältigen Waldes und ist zwischen 2 bis 4 Meter breit und zwischen 4 und 15 Meter hoch. Wie ein Milan fühlt man sich aber auf der Aussichtsplattform auf einer Höhe von 55 Metern. Der Weg ist gut gesichert und auch mit dem Kinderwagen und Rollstuhl begehbar. Aber bereits am Bahnhof von Mogelsberg geht die Entdeckungsreise los, ab hier führt ein Weg über mehrere Stationen hoch zum Steinwäldchen, und es gibt viel über Wald und Natur zu erfahren.
Weitere schöne Wanderungen und Ausflüge die es im Frühling zu erleben gibt:
Frühlingswandern in der Schweiz
Wandern mit dem Wildbach durchs Val Müstair
Wandern auf die Lägern - Balanceakt über dem Aargau
NATURZYT Ausgabe März 2020, Text Michael Knaus