Liebe garten- und naturbegeisterte Leserinnen und Leser, kommt Ihnen jetzt beim Lesen des Titels etwa gleich das Wort Buchsbaumzünsler in den Sinn? Schade, denn die Zünslerfamilie umfasst in Mitteleuropa mehr als 300 Arten, eher kleinere Schmetterlinge, die den Nachtfaltern zugeordnet sind.
Alle Arten unterscheiden sich in Aussehen und Lebensweise. Traurige Berühmtheit hat die Zünslerfamilie vor ein paar Jahren mit dem Auftauchen des Buchsbaumzünslers erlangt.
Klostergärten, Parks, Friedhöfe und Privatgärten – sie alle haben Jahrhunderte lang von der Pflegeleichtigkeit, dem immergrünen Erscheinungsbild und dem unproblematischen Formschnitt des Buchses profitiert. Doch vor ungefähr 10 Jahren tauchte in der Nähe von Basel erstmals ein Falter auf, der dem Buchs gehörig an den Kragen ging oder besser gesagt an die Blätter. Buchsbaumzünsler nennt sich dieser Schädling, und man geht davon aus, dass er durch importierte Pflanzen aus Asien nach Europa gelangt ist. Denn in Asien ist er so richtig auf den Geschmack gekommen, weil dort im grossen Stil Buchspflanzen für den Export nach Europa gezüchtet werden. Er hat all den Buchsliebhabern ein bisschen das Fürchten gelehrt, weil er gefrässig ist, sich schnell ausbreitet, bis zu 4 Generationen in einem Jahr bildet und unbehandelt den Buchs zum Absterben bringt. Betroffen sind vor allem die Buchsarten Buxus sempervirens und Buxus microphylla. Nun ist der Zünsler leider nicht die einzige Plage, mit der der Buchs zu kämpfen hat. Er kann ebenfalls unter einem Buchsbaumtriebsterben, ausgelöst durch einen Pilz, oder unter einem Buchsbaumblattfloh-Befall leiden.
Raupen fressen unbemerkt den Buchs auf
Leider dauert es meist ziemlich lange, bis man den Befall entdeckt. Die kleinen Raupen fressen unbemerkt im Inneren des dichten Buchses und verraten sich erst, wenn sie nach aussen gelangen. Dann nämlich sind die angefressenen Blätter sichtbar, die unzähligen grünen Kotbällchen und vor allem die klebrigen Spinnweben, in denen sich die Raupen vor Kälteperioden oder anderen Störungen schützen und sich später verpuppen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Schäden schon meist ziemlich gross. Im schlimmsten Fall hat der Buchs kaum mehr Blätter und eine beige-gelbliche Farbe.
Lebensweise der Raupen und des Falters
Steigen im Frühling die Temperaturen dauerhaft über 7 Grad Celsius, dies ist meist im März/April der Fall, dann schlüpfen bereits die ersten Räupchen im Inneren des Buchses. Sie haben im unteren Teil der Pflanze in einem Kokon überwintert. Mit Vollgas fressen sie sich durch den Buchs, häuten sich bis zu sechsmal und verpuppen sich dann mit ca. 5 Zentimeter Länge, um nach nur einer Woche als Falter loszufliegen und während rund 9 Tagen Lebensdauer so viele Eier wie möglich im Buchs abzulegen. Die nächste Raupengeneration schlüpft und frisst zwischen Juli und August, die dritte ab September, wobei diese dann überwintert oder sich im schlimmsten Fall noch eine vierte Generation bildet.
In diesen «Raupenfrass-Monaten» sollten die Buchssträucher gezielt auf den Befall abgesucht werden, um rechtzeitig einzugreifen. Wer es leid ist, den Buchs immer mühsam nach möglichem Raupenbefall abzusuchen, kann sogenannte Pheromonfallen aufhängen. Der männliche Falter wird von Lockstoff en angelockt und bleibt in der Falle kleben. Rund 10 bis 14 Tage nach der Flugzeit schlüpfen die Raupen und der Buchs kann behandelt werden.
Behandlung bei schwachem Befall
Besitzt man nur wenig Buchs oder ist der Befall nur schwach, kann man die Raupen von Hand ablesen oder mit einem Hochdruckreiniger abzuspritzen. Die heruntergefallenen Raupen können eingesammelt und entsorgt werden, was eher mühsam ist. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass sich viele andere Tiere wie Insekten, Schnecken und Eidechsen im Buchs aufhalten. Ich befürchte, dass der Hochdruckreiniger ihnen nicht allzu gut bekommt.
Behandlung bei starkem Befall
Hier können Sie das biologische und Nützlinge schonende Insektizid «Delfin» einsetzen. Es handelt sich hier um ein Bakterium, den Bacillus thuringiensis. «Delfi n» ist ein Frassgift , das sich auf die Ober- und die Unterseite der Blätter legt. Wenn die Raupen die Blätter gefressen haben, hören sie innert Kürze auf zu fressen und sterben.
Das chemische Insektizid sollte den Bienen und anderen Tieren zuliebe nicht angewendet werden. Es ist ein Kontaktgift und tötet rundum alle Insekten, die mit ihm in Kontak kommen.
Hilfe aus dem Tierreich
Dass sich der Buchsbaumzünsler so erfolgreich in der Schweiz und in Europa verbreiten kann, liegt daran, dass er hier (noch) keine natürlichen Feinde hat. Doch es gibt vermehrt Aussagen von Gärtnern und Privatpersonen, die beobachten, dass Spatzen, aber auch Meisen und Finken die Raupen aus dem Buchs picken. Einige berichten, die Vögel würden sie nach dem Fressen wieder herauswürgen, weil sie angeblich nicht schmecken, oder dass Jungvögel, die mit der Raupe gefüttert wurden, starben, weil ihnen das Gift des Buchsbaumes zum Verhängnis wurde. Das alles kann ich weder bestätigen noch dementieren. Was ich jedoch in unserem Garten beobachte, ist, dass wir viel weniger Raupen am Buchs haben als noch vor einigen Jahren und dass seitdem viel mehr Eidechsen im Buchs leben. Könnte es eventuell sein, dass sich auch Eidechsen von diesen Raupen ernähren? Das wäre grandios, denn sobald ein natürlicher Fressfeind auftaucht, endet die erfolgreiche Karriere des Buchsbaumzünslers. Mich interessiert, was Sie, lieber Leser, liebe Leserin, für Erfahrungen und Beobachtungen machen oder gemacht haben. Teilen Sie mir diese doch mit, ich freue mich auf Ihre Zuschriften.
Solange es jedoch nicht ausreichend gesichert ist, dass sich tierische Helfer im Kampf gegen den Zünsler finden, ist es unerlässlich, dass Sie den Buchs regelmässig gut kontrollieren.
Entsorgung befallender Buchsbäume
Haben Sie genug von der Zünslerproblematik, vom ewigen Kontrollieren und Spritzen oder ist ihr Buchs bereits Opfer der Raupen geworden und sie wollen sich von ihm trennen, dann bitte entsorgen Sie den Buchs gut verschlossen in einem Plastiksack im Hauskehricht. Dort werden er und all die Raupen verbrannt, und sie können keinen Schaden mehr anrichten. Eine Kompostierung im Garten ist nicht zu empfehlen, da die eventuell noch auf dem Buchs befindlichen Eier und Raupen weiterhin im Kreislauf bleiben.
Alternativen zum Buchs
Ersatzpflanzen gibt es einige, leider aber nur ganz wenig einheimische. Die dem Buchs am ähnlichsten aussehenden Ersatzpflanzen sind die bedornte Buchsblättrige Berberitze (Berberis buxifolia) aus Chile oder die nicht stechende Japanische Stechpalme (Ilex crenata «Convexa»). Andere Blattpflanzen sind die Heckenmyrten (Lonicera nitida oder pileata), beide aus China stammend, oder andere Berberitzen- oder Stechpalmen- Arten. Wer auf Nadelgehölz wechseln möchte, findet hier mit der Eibe (Taxus baccata) oder der Fichte (Picea abies) zwei einheimische Ersatzpflanzen. Ebenfalls zu prüfen ist eine Neugestaltung des Gartens respektive des Areals, worin sich der Buchs befand.
Denn: «Harre aus im Unglück, denn o¬ hat schon, was im Augenblick als Unglück erschien, zuletzt grosses Glück gebracht.» (Euripides, griechischer Tragödiendichter 480–407 v.Chr.)
Herzlich
Claudia Ebling
www.natur-im-garten.ch
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NATURZYT Ausgabe September 2017, Text Claudia Ebling Fotos Claudia Ebling, AdobeStock