Liebe garten- und naturbegeisterte Leserinnen und Leser, der Igel ist uns von Kindsbeinen an aus Büchern und Filmen bekannt. Denken wir nur an die originelle Fabel der Gebrüder Grimm, wo sich Hase und Igel einen Wettlauf liefern, oder an die liebliche Geschichte mit dem Maulwurf, der so manches Abenteuer mit dem Igel erlebt.
Der Igel ist ein gern gesehener Gast im Garten, wenn er dann mal hindurch spaziert, und es wäre schön, würde er länger als nur für einen Spaziergang bleiben. Damit es ihm gefällt, braucht er Unterschlüpfe und Nahrung. Beides findet er in einem naturnah und vielfältig gestalteten Garten. Wann immer man im Garten etwas für Wildtiere tun will, ist es sinnvoll, sich über ihre Gewohnheiten und Lebensformen zu informieren.
Unterschlüpfe für Igel
Der Igel braucht für die unterschiedlichsten Lebensphasen einen passenden Unterschlupf. Für den Alltag, da er dämmerungs- und nachtaktiv ist, braucht er tagsüber einen ungestörten Rückzugs- und Schlafplatz. Für die Aufzucht der Jungen zwischen Juni und September braucht er ein sicheres, gut gepolstertes Nest und für den Winterschlaf von November bis März zusätzlich noch einen frostfreien und trockenen Unterschlupf. Mögliche Plätze findet er zum Beispiel unter einem Ast- oder Ast-Laub-Haufen. Dazu legt man an einem eher schattigen Ort Spalt- oder anderes Holz in mehreren Lagen so übereinander, dass ein gedeckter Hohlraum von ca. 30×30×30cm entsteht. Dabei soll der Hohlraum nicht in einer Mulde liegen, wo sich Wasser ansammeln könnte. Diese Höhle wird mit einer sehr grossen Menge an trockenem Laub zugedeckt und anschliessend mit Ästen beschwert, damit das Laub nicht fortfliegt. Je dicker die Laubschicht, desto besser. Der Schlafplatz soll ja wasserdicht und isolierend sein. Den Haufen mit Plastikfolie abzudecken, ist nicht nötig, wenn man genügend Laub aufgeschichtet hat. Wer es dennoch tun möchte, sollte darauf achten, dass Luft zwischen Laub und Plastik kommt, um das Kondenswasser abfliessen zu lassen. Der Igel kann sich nun durch das Laub selber einen Gang erarbeiten, und er wird den Hohlraum im Innern mit trockenem Moos, Laub und anderen weichen Materialien ausfüllen. Mit etwas Glück wird der Haufen vom Igel angenommen. So oder so ist der Laubhaufen aber eine Bereicherung für jeden Garten, denn es verkriechen sich auch andere Tiere wie Insekten, Würmer oder Blindschleichen gerne in einem solchen Haufen.
Weitere Schlafplätze finden die Igel in Hecken aus Sträuchern, deren Äste bis auf den Boden gelangen. So kann sich der Igel gut darunter verkriechen. Achten Sie darauf, möglichst einheimische Sträucher zu setzen, damit Insekten und Vögel sich davon ernähren können. Auch Holzstapel für Brennholz sind, sofern sie Platz zum Hineinkriechen haben, wunderbare Tages- oder Winterplätze. Wenn das Holz zum Heizen verwendet wird, sollte es ja nicht nass werden, das dient auch dem Igel. Und bitte nicht den ganzen Haufen verheizen, sonst fehlt dem Igel das Dach über dem Kopf.
Wer im Garten ein Gartenhäuschen oder eine Werkzeugkiste besitzt, der schafft ganz einfach einen Unterschlupf, indem er das Ganze nicht direkt auf den Boden stellt, sondern leicht erhöht auf Platten. Natürlich kann man auch selber ein Igelhaus bauen, dazu gibt es gute Bauanleitungen im Internet, zum Beispiel unter www.igelzentrum.ch. Auch eine sehr gute und detailgenaue Bauanleitung ist zu finden unter: www.karaenke.com/igelhaus-bauen/
Nahrung für Igel
Mit einem naturnahen Garten sorgen Bepflanzung locken wir die Beutetiere des Igels in unsere Gärten. Der noch junge Igel wird bis 6 Wochen nach der Geburt von der Mutter gesäugt, aber schon nach 3 bis 4 Wochen und mit nur einem Gewicht von knapp 180 Gramm, lernen sie, durch Versuch und Irrtum, nach Fressbarem zu suchen.
Nach 6 Wochen sind die Jungen selbständig und müssen sich bis zum Winter ein Gewicht von mindestens 500 Gramm anfuttern, um diesen gut zu überstehen.
Der Igel ist ein Fleischfresser, genauer ein Insektenfresser. Allgemein ist man der Meinung, der Igel sei ein wunderbarer Schneckenfeind, doch Schnecken machen nur etwa 10 Prozent seiner Nahrung aus, und die grossen spanischen Wegschnecken mag er genauso wenig wie der Hobbygärtner. Am liebsten frisst er Käfer, Raupen, Regen- und Ohrwürmer sowie Tausendfüsser. Er frisst saisonal, abhängig von Jahreszeit, Niederschlag und Temperatur. So sieht der Speiseplan im Frühling eher Regenwürmer, Tausendfüsser und Gehäuseschnecken vor, im Sommer dann Käfer, Raupen und Nacktschnecken. Bleibt der Regen aus, sind es vor allem Insekten, an denen sich der Igel gütlich tut. Der Igel, auch wenn man ihn manchmal an pflanzlichem Material fressen sieht, ist ganz sicher kein Vegetarier. In einem solchen Fall kann grosser Hunger die Ursache sein. Sein Magen-Darm-Trakt ist jedoch nicht für die Verwertung von pflanzlichem Material gemacht. Er ist viel kürzer, da das Verdauen der tierischen Nahrung viel schneller und einfacher geht als die Verdauung der pflanzlichen Nahrung. Und so kommt diese praktisch unverdaut hinten wieder raus. Frisst der Igel an einem Apfel, interessiert er sich entweder für den Wurm im Apfel, oder er kann der Süsse des Apfels nicht widerstehen. In einem Igelmagen gibt es Platz für rund 30 Gramm Nahrung. Da er ineiner Nacht rund 50 bis 100 Gramm Nahrung zu sich nimmt, muss er seinen Magen zweimal füllen. Das geht nur deshalb, weil nach rund 20 Stunden die Überreste schon wieder ausgeschieden werden.
Gefahren für Igel
Leider sind Igel auch im Garten vielen Gefahren ausgesetzt. Fadenmäher, Tellersensen und andere Mäher, auch die Roboterrasenmäher, können Igel lebensgefährlich verletzen oder verstümmeln. Deshalb niemals ohne vorherige Kontrolle unter Gebüsch oder an Orten, an denen ein Igel seinen Schlafplatz haben könnte, mit solchen Geräten mähen. In am Boden liegenden Netzen bleiben Igel hängen und können sich selber nicht mehr daraus befreien, sie verenden elendiglich. Mit dem Einsatz von Schneckenkörnern, wir für einen reich gedeckten Tisch für unsere Igel. Denn mit Ast- und Steinhaufen, Hecken und einer einheimischen Insektiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln werden Insekten und andere Lebewesen, die die Nahrungsgrundlage von Igeln bilden, vernichtet, und vergiftete Nahrungsmittel mag der Igel gar nicht gerne. Igel können in Schächte, Gruben, Pools oder in Gartenteiche fallen und verenden, wenn keine Ausstiegshilfe vorhanden ist. Wenn immer möglich Schächte und Gruben abdecken.
Manchmal brauchen Igel medizinische Hilfe. Wenn Sie einen solchen Igel gefunden haben, bringen Sie ihn zu einem Tierarzt oder in eine Igelstation. In der Schweiz gibt es mehrere Igelstationen, wo sich meist ehrenamtlich arbeitende Menschen mit einem grossen Herz für Igel für deren Wohl einsetzen. Oft sind Igelstationen oder Igelzentren auf finanzielle Hilfe angewiesen und dankbar für grössere und kleinere Spenden.
Tragen wir dem Igel Sorge, es ist wünschenswert, dass auch zukünftige Generationen den Igel nicht nur noch aus Büchern und Filmen kennen, sondern er auch weiterhin alsgern gesehener Gast durch unsere Gärten streift .
Herzlich
Claudia Ebling
www.natur-im-garten.ch
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NATURZYT Ausgabe September 2016, Text/Fotos Claudia Ebling