Im Herzen von Graubünden liegt der Parc Ela, mit 548 Quadratkilometern der grösste Naturpark der Schweiz. In der vielseitigen Landschaft um die Alpenpässe Albula, Julier und Septimer erfährt und erlebt man die ursprüngliche und vielfältige Natur.
Vom tiefsten Punkt in der Schinschlucht mit 745 Metern bis zum höchsten Punkt Piz Kesch auf 3418 Meter ändern sich Farben und Formen der Landschaft immer wieder: sanfte Heckenlandschaften, blühende Trockenwiesen, schroffe Schluchten, urchige Föhrenwälder, karge Landschaften mit Gletschern und Bergseen, imposante Weitblicke von hohen Gipfeln sowie eine aussergewöhnliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Balz im Bergwald
In drei Naturwaldreservaten wird seit Jahren kein Baum mehr gefällt und die Waldentwicklung der Natur überlassen. Am Crap Furò oberhalb von Surava, bei La Niva oberhalb von Savognin und im Val Faller bei Mulegns wachsen Fichten, Föhren und Lärchen ohne Nutzungsansprüche durch Menschen. Davon profitieren viele Pflanzen, Pilze und Tiere, die in einem bewirtschafteten Wald wenig Raum zum Leben finden. Zwei grosse Sonderwaldreservate im Albulatal und im Surses sind auf den Schutz des Auerhuhns ausgelegt. Auerhühner, die in ganz Europa stark gefährdet sind, leben in lichten Nadel- und Nadelmischwäldern mit einer dichten Krautschicht und reagieren empfindlich auf Störung. Im Parc Ela lebt eine der letzten grossen Populationen der Schweiz. In den Sonderwaldreservaten wird der Wald deshalb gezielt auf die Bedürfnisse der Auerhühner hin gepflegt. Störungen durch Freizeitaktivitäten im Winter und während der Brutzeit im Frühling sollten aber möglichst klein bleiben. Deshalb werden keine Exkursionen zu den Auerhühnern angeboten. Ihre Verwandten, die ebenfalls scheuen, aber recht häufig vorkommenden Birkhühner, können jedoch im Frühling in Begleitung eines Wildhüters bei der Balz beobachtet werden.
Im Jagdbanngebiet Ela, im Val Faller bei Mulegns und im Val Tuors bei Bergün leben grosse Kolonien von Steinböcken und Gämsen, Hirschen und Rehen. Nicht selten kreisen Steinadler und Bartgeier über der Gegend.
Schatzinsel der Artenvielfalt - Hochplateau Alp Flix
Das Hochplateau der Alp Flix bezaubert durch die Weite und den Blick auf den Piz Platta. Fett- und Trockenwiesen verzahnen sich mit Bergwald, Hoch- und Flachmoore formen mit Bergseen ein vielfältiges Mosaik. Als Moorlandschaft von nationaler Bedeutung steht die Alp Flix unter Schutz. Eiszeitliche Gletscher schürften einst die weite Ebene ab und schufen ein fein gegliedertes Relief mit Kuppen und Senken. Wo sich Grundwasser und das Wasser der Bäche sammelten, bildeten sich Flach- und Hochmoore. Selbst Fachleute waren überrascht, als sie am 2. Geo-Tag der Artenvielfalt im Jahr 2000 auf der Alp Flix innerhalb von nur 24 Stunden 2092 Arten dokumentieren konnten. Unter vielem anderem wurden auch über 86 Vogelarten und mehr als 500 verschiedene Blütenpflanzen gefunden. Neu entdeckte Arten wurden nach der Alp benannt, wie die Dungmücke «Rhexoza flixella» oder der Blattfloh «Trioza flixiana». Seit damals gilt die Alp Flix als Schatzinsel der Artenvielfalt und wird unter Federführung der Stiftung «Schatzinsel Alp Flix» wissenschaftlich untersucht. Ziel ist es, die gesamte Artenvielfalt zu erfassen und die ökologischen Zusammenhänge zu klären. Die Alp Flix ist dank dem saisonal betriebenen «Bus alpin» mit dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar.
Wilde Gletscherlandschaft und eine 300-jährige Gletscherleiche
Das Kesch-Ducan-Gebiet bei Bergün ist geprägt von Gletschern und Firnfeldern. Die Landschaft von nationaler Bedeutung wurde über die Jahrhunderte vom Porchabella-Gletscher unterhalb des Piz Kesch geformt. Vor dem Gletscher erstreckt sich ein einzigartiges, sich ständig wandelndes Gletschervorfeld. Es fasziniert durch Stille, Steine und die Dynamik des Wassers. Spezialisierte Pflanzen und Tiere haben sich an das karge Leben im Geröll angepasst. Ehemalige Moränen aus Gesteinsmaterial, das vom Gletscher abgelagert wurde, zeugen von vergangenen Gletscherständen. Einst bedeckte der Porchabella-Gletscher das ganze Val Tuors, zog sich aber bis 1900 bis zur Kesch-Hütte zurück. Seit damals schmilzt der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung weiter, und zwar immer schneller. Was vielen Sorgenbereitet, freut die Archäologie. So gab der Porchabella-Gletscher 1992 die Gletscherleiche einer jungen Frau frei, die um 1700 herum gelebt hat. An ihrem Todestag hatte sie ihr dunkelblondes Haar mit Netz und Filzhut bedeckt, war in einen langen, gefütterten Wollmantel gehüllt, trug eine Bluse und Lederschuhe.
Kontakt und weitere Informationen
Info- und Buchungsstelle Parc Ela
Telefon 081 659 16 18
www.parc-ela.ch
Weitere schöne Schweizer Naturregionen im Sommer die man erleben kann:
Naturerlebnis-Region Luzern-Vierwaldstättersee
Das Wallis - inspirierende Naturschauplätze die ins Herz gehen
Der Genfersee ist Ausgangspunkt für zahlreiche Naturausflüge
NATURZYT Ausgabe Juni 2014, Text Judith Burri, Michael Knaus, Fotos Lorenz Andreas Fischer, Parc Ela