Berggipfel mit blauen Himmel und weissen Wolken

Während einer Wanderung von einem Gewitter überrascht zu werden, muss nicht sein. Mit guter Planung und regelmässigem Blick zum Himmel lässt sich abschätzen, ob über dem Kopf die Blitze zucken werden – und man kann rechtzeitig umdrehen oder sich in Sicherheit bringen.

Die Wanderung begann so schön: der Himmel stahlblau, die Sonne prall, die Temperatur angenehm warm, dazu ein lauer Sommerwind. Drei Stunden später – der Gipfel ist fast erklommen – ist die Welt eine andere. Mächtige dunkle Wolken türmen sich am Himmel, die Luft ist schwülheiss, erste schwere Tropfen fallen, in der Ferne rollt ein Donner.

Gewitter kommen bei einer Wanderung nicht unerwartet 

Gewitter gehören zu den grössten Gefahren auf einer Wanderung. Das Risiko, vom Blitz getroffen und lebensgefährlich verletzt zu werden, ist statistisch gesehen zwar gering. Geht das Gewitter aber direkt über einem nieder, ist das furchteinflössend und unangenehm. Zudem sind Gewitter begleitet von ergiebigen Regengüssen oder Hagel, einem markanten Temperaturrückgang und stürmischem Wind. Da kann schnell mal Panik aufkommen. Gewitter entstehen schnell, besonders in den Bergen. Kommt dazu, dass sich nicht prognostizieren lässt, wann und wo genau und ob überhaupt ein Unwetter niedergehen wird. Trotzdem: Der Blitz aus heiterem Himmel ist selten, Gewitter künden sich an und werden von den Meteorologen vorausgesagt. Mit umsichtiger Planung vor der Tour und der aufmerksamen Beobachtung des Himmels unterwegs kann man abschätzen, ob sich über dem Kopf etwas zusammenbraut.

Wetterprognose vor der Wanderung prüfen

Die Planung beginnt zu Hause mit der Konsultation des Wetterberichts. Ratsam ist es, die Prognosen mehrerer Anbieter zu studieren und sich auf die ausführlichen Textwetterberichte zu stützen. Solche Berichte findet man bei Meteoschweiz, SRF Meteo und bei der Meteocentrale. Vergleicht man die Prognosen, wird man rasch feststellen, wie präzise und klar formuliert sie sind. Je vager der Bericht, desto labiler das Wettergeschehen. Und labiles Wetter ist im Frühling und Sommer oft mit Gewittern verbunden. Spricht der Meteorologe von einer Kaltfront, heisst es wachsam sein. Eine Kaltfront ist im Sommer von starken Gewittern begleitet. Am Himmel ist die herannahende Front meist gut sichtbar als scharfe Linie, hinter der sich ein kompaktes Wolkenband erstreckt. Kaltfronten ziehen mitunter schnell; sie genau zu beobachten und rechtzeitig umzudrehen oder Schutz zu suchen, ist ratsam. Weitere heikle Wetterlagen sind die sogenannte flache Druckverteilung, die Südwestlage und das Höhentief respektive der Kaltluft pfropfen. Liest man im Wetterbericht für «seine» Wanderregiondergleichen, folgt daraus: «Ich muss mit einem Gewitter rechnen, entsprechend planen und unterwegs das Wettergeschehen gut beobachten.»

Wann drehe ich bei Gewitter um?

Mit Gewittern planen heisst, in seine Tour Umkehrpunkte und Alternativen einzubauen. Gipfel, Grate und baumlose Hochebenen sind gefährliche Orte, wenn die Blitze vom Himmel zucken. Wer also bei einer Gewitterlage ein Gipfelziel anvisiert, sollte überlegen, wo nötigenfalls umgekehrt, abgekürzt oder die Route so geändert werden kann, sollte sicherstellen, dass man in Gelände unterwegs ist, das bei Bedarf Zuflucht bietet – ein Wald, ein Alpgebäude oder ein Berggasthof zum Beispiel. Auf der Anreise und unterwegs geht sodann der Blick immer wieder Richtung Himmel. Bilden sich frühmorgens bereits kleine Türmchenwolken, die wieder zusammenfallen, deutet dies auf eine labile Lage und auf mögliche Gewitter hin. Wachsen tagsüber die Wolken, achte man auf deren Form. Breite Wolken sind gutmütig. Wolken hingegen, die rasch in die Höhe schiessen, haben das Potenzial zur Gewitterwolke. Solange ihr Umriss ausgefranst ist, geht von ihr wenig Gefahr aus. Heikler wird es, wenn die Ränder messerscharf erscheinen, sich die Wolke im oberen Bereich abflacht und die Form eines Ambosses annimmt. Solche Wolken sind Horte von Gewittern, die jederzeit losbrechen können.

Wie schütze ich mich bei einem Gewitter?

Vernimmt man den ersten Donner, heisst es zählen. Vergehen zwischen Blitz und Donner 30 Sekunden, ist das Gewitter noch 10 Kilometer entfernt. Je nach Windgeschwindigkeit bleibt eine Viertel- bis eine halbe Stunde, um einen sicheren Ort zu suchen, was man jetzt auch tun sollte. Gerät man trotzdem ins Unwetter, bietet die Kauerstellung Schutz: Die Füsse eng zusammenstellen und den Kopf zwischen die Arme ziehen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Nähe zu Metallenem wie Wanderstöcken und Pickel meiden, ebenso halte man sich fern von allein stehenden Bäumen oder Fliessgewässern. Gut geschützt ist man unter einer Felswand, wenn man sich zwei Meter davor in Kauerstellung begibt. 30 Minuten nach dem letzten Donnergrollen ist das Gewitter so weit abgezogen, dass man die Tour fortsetzen kann – zumindest bis ins nächste Gasthaus, um die Kleider zu trocknen und den Schreck zu verdauen.

Weitere Informationen zur Vorbereitung der Wanderung

Tourenplanung leicht gemacht

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NATURZYT Ausgabe Juni 2019, Text/Fotos Daniel Fleuti

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