Liebe garten- und naturbegeisterte Leserinnen und Leser, Wasser übt seit Jahrhunderten eine grosse Faszination auf die Menschen aus. Mit Wasser assoziieren wir Leben, Urlaub, Feng-Shui, Wellness, Baden, Natürlichkeit und vieles mehr. Warum also holen wir uns nicht auch eine Wasserstelle in Form eines Naturteiches in den Garten?
Viele Gedanken sollten uns vor der Anschaffung beschäftigen. Gedanken zur Art der Wasserstelle, Beschaffenheit, Grösse, Lage, Bepfl anzung, Nutzung, Abdichtung, Pflege, zu Kosten und zu den Teichbewohnern. Vielleicht schlagen Sie jetzt gleich die Hände über dem Kopf zusammen ob so vieler Überlegungen. Doch es lohnt sich, ist der Aufwand doch relativ gross und das Ergebnis hoffentlich langlebig. In diesem Artikel liegt der Fokus ausschliesslich auf dem Naturteich.
Je grösser ein Naturteich, je pflegeleichter ist er
Generell kann man sagen, dass ein Naturteich umso pflegeleichter ist, je grösser er ist, denn die biologischen und chemischen Prozesse laufen stabiler ab als in kleinen Teichen. Eine Tiefe von mindestens einem Meter verhindert, dass der Teich in strengen Wintern zufriert und im Wasser lebende Tiere ersticken oder erfrieren oder der Teich sich im Sommer zu stark erwärmt und das Algenwachstum überproportional ansteigen lässt. Wegen des Risikos der starken Erwärmung ist es auch gut, wenn der Teich nur ein paar Stunden pro Tag von der Sonne voll beschienen wird. Legen Sie den Teich an der tiefsten Stelle im Garten an, so fügt er sich optimal ins Gartenbild.
PVC-Folien oder Kautschukfolien zur Teichabdichtung?
Lassen Sie sich diesbezüglich von einem Fachmann oder einer Fachfrau beraten, denn die Abdichtung ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Es gibt Teichstabilisierungen nur mit Kalk, ganz ohne Folie, es gibt PVC-Folien und Kautschukfolien. PVC-Folie ist viel günstiger als Kautschuk, dagegen sprechen die kürzere Lebensdauer und die problematische Entsorgung. Alle Abdichtungen haben ihre Vor- und Nachteile.
Einheimische Pflanzen in und um den Teich
Im und um den Teich gibt es verschiedene Zonen mit der entsprechenden Bepflanzung. Wir wählen bewusst nur einheimische Pflanzen. Anschliessend an die Gartenzone, die den Teich umgibt, kommt die Feuchtzone mit einem ständig feuchten Boden. Pflanzen, die diesen Standort lieben, sind Blutweiderich, Primeln und Gräser. Die anschliessende Sumpfzone, deren Wasserstand höchstens 10 Zentimeter beträgt, beherbergt die Sumpfpflanzen, unter anderem Sumpfdotterblume, Wollgras, Schwertlilien und Sumpfvergissmeinnicht. Hier können auch Igel und andere durstige Nichtschwimmer gefahrlos trinken. Die Pflanzen der Flachwasserzone stehen dann schon dauerhaft im Wasser, geht diese Zone doch bis 40 Zentimeter in die Tiefe. Hier können Tannenwedel, Schwanenblume und Pfeilkraut gedeihen. In der Seerosenzone, der letzten und tiefsten Wasserzone, wird noch unterteilt in Schwimmblattpflanzen (Seerosen, Teichrose, Schwimmendes Laichkraut, Froschbiss), Unterwasserpflanzen (Tausendblatt, glänzendes Laichkraut, Hornblatt, Wasserhahnenfuss) und Schwimmpflanzen (Kleine Wasserlinse, Fieberklee, Krebsschere, Achtung kann wuchern).
Ein Drittel der Wasserfläche sollte frei von Pflanzen sein, mindestens ein Viertel der Pflanzen sollte Unterwasserpflanzen sein. Sie tragen wesentlich zu einem guten Teichklima bei. Ich rate Ihnen davon ab, in den Gartenteich Schilf, Rohrkolben ausser Typha minima, Ästigen Igelkolben, Schachtelhalm,Sumpfbinse und die gelbe Schwertlilie zu setzen. Bei all den Pflanzen handelt es sich bei guten Bedingungen um starke Wucherer.
Um den Naturteich noch zusätzlich aufzuwerten, können Totholz in Form von grossen Wurzeln oder Steinblöcke als wichtige Rückzugsmöglichkeiten für Teichtiere ein - gebracht werden.
Lebewesen im Teich, damit wird er zum Naturerlebnisraum
Bereits kurz nach Anlegen eines Teiches erscheinen die ersten Lebewesen. Damit wird der Naturteich definitiv zum Naturerlebnisraum. Vielleicht haben Sie einen Sitzplatz oder eine Gartenbank eingeplant, um in aller Ruhe das bunte Treiben am Teich zu beobachten. Die ersten Arten, die den Teich besiedeln, sind Wasserläufer und Libellen. Doch bald schon tummeln sich Wasserflöhe, Rückenschwimmer, Köcherlarven, Eintagesfliegenlarven, Molche, Frösche und Kröten am und im Teich. Vielleicht haben Sie Glück, und sogar die Ringelnatter zeigt sich. Je naturnaher das Umland gestaltet ist, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen.
Auf Fische sollte im naturnahen Teich verzichtet werden. Fische sind sehr gefrässig und vertilgen die Eier und Larven unserer Teichbewohner. Zudem reichern sie mit ihrem Kot die Nährstoffe im Teich an, was zu verstärktem Algenwachstum führt. Freuen Sie sich über die unzähligen und vielseitigen Teichlebewesen, es gibt so viele zu entdecken. Und: Libellenlarven, Köcher- und Eintagesfliegenlarven sowie Käfer im Teich zeugen von einer guten Wasserqualität. Tummeln sich jedoch Würmer darin, dann ist dies ein Hinweis auf eine starke Verschmutzung. Dieses Problem findet man vor allem in Bächen und Weihern in der Land(wirt)schaft .
Schatten erleichtert die Teicharbeit
Mit einer teilweisen Beschattung des Teiches haben Sie sich schon viel Arbeit erspart, vorausgesetzt, das Laub der Sträucher fliegt im Herbst nicht in den Teich. Sollte dennoch ein erhöhtes Algenwachstum auftreten, die Algen abfischen und ein paar Stunden oder Tage am Teichrand liegen lassen, damit allfällige mitgefangene Wassertiere zurück in den Teich krabbeln können. Denken Sie daran, ein gewisses Algenwachstum ist normal und gehört dazu. Ist der Boden nicht zu nährstoffreich, hält sich die Algenbildung in Grenzen.
Zwischen Ende September und Anfang November können Sie abgesunkenes Material vom Teichboden entfernen, die Tiere haben sich dann noch nicht für den Winter an den Teichgrund zurückgezogen. Auch dieses Material eine gewisse Zeit am Teichrand liegen lassen. Erledigen Sie diese Arbeiten von Hand, ein Teichsauger saugt rücksichtslos alles ein und spuckt es bestimmt nicht mehr aus.
Im Frühling schneiden Sie abgestorbene Gräser oder Pflanzenteile knapp über der Wasseroberfläche zurück. Haben Sie ein Auge auf die Verlandung Ihres Teiches. Stark wachsende Pflanzen müssen Sie immer wieder zurück schneiden oder manchmal sogar ausgraben. Vorbeugend kann man wuchernde Pflanzen auch in Töpfe setzen.
Um in Ihrem Teich immer genügend Wasser zu haben, empfiehlt es sich, wenn möglich, Regenwasser von Dächern in den Teich zu leiten. Nach längeren Trockenperioden sollten jedoch die ersten paar Liter Wasser des Daches abgeleitet werden, da sie zu viel Staub und Schmutz beinhalten, die allesamt direkt in den Teich gelangen und so zu einem Nährstoffeintrag führen würden. Auch empfiehlt es sich, den Teich nicht mit Trinkwasser aufzufüllen (ausser natürlich das allererste Mal), denn Trinkwasser ist dazu zu kostbar, zu teuer und je nach Kalk- und anderem Mineralgehalt zu nährstoffreich.
Trotz den vielen erforderlichen Überlegungen und ein paar Pflegemassnahmen, die sich aber durchaus im Rahmen halten, ist der Naturteich ein faszinierender Lebensraum, den Sie, nachdem Sie ihn einmal im Garten angelegt haben, nicht mehr hergeben würden. Ein Lebensraum, an dem sich herrlich entspannen und beobachten lässt.
Herzlich
Claudia Ebling
www.natur-im-garten.ch
Weitere naturnahe Garten-Themen für die Sommermonate die interessant sind:
Wildbienen Blütenpflanzen im naturnahen Garten
Der gemeine Flieder und der Sommerflieder
Ein naturnaher Garten ist Lebensraum für Mensch, Tier und Pflanzen
NATURYZT Ausgabe Juni 2017, Text/Fotos Claudia Ebling