Er lebt mitten unter uns und die Wenigsten haben dieses hübsche Raubtier schon zu Gesicht bekommen. Doch gerade dieses würde den Iltis verraten.
Iltisse werden sehr selten bemerkt und erkannt, obwohl sie Gebäude besonders im Winter gerne als Ruhestätten benutzen. Eigentlich könnte man die hübschen Marderverwandten gut erkennen mit ihrem buschigen Schwanz und einer Maske, welche das Raubtier ein wenig wie Zorro aussehen lässt: Sein Gesicht ist gezeichnet von weissen Flecken im Bereich der Schnauze, über den Augen und an den Ohren. Diese Gesichtsfärbung ist einzigartig für den Iltis. Sogar wenn es zu dunkel wäre, ihn an dieser Zeichnung zu benennen – das Raubtier ist weitgehend nachtaktiv –, wäre er für uns an seinem Iltisbuckel gut erkennbar. Im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem kleinen Marder, bewegt er sich nicht springend, sondern läuft mit gekrümmtem Rücken. Doch für uns sind diese Tiere weitgehend unsichtbar, da sie sich nicht nur in der Dunkelheit, sondern auch gerne geschützt fortbewegen. Etwa in hohem Gras, Hecken oder im Wald.


Da Iltisse derart zurückgezogen und unscheinbar zwischen uns leben, ist ihre aktuelle Verbreitung in der Schweiz hauptsächlich durch Verkehrsopfer und Registrierung in Fotofallen bekannt. Zwischen ein und zehn erwachsene Tiere dieser Art können in der Schweiz auf 1000 Hektaren vorkommen, so der «Atlas der Säugetiere Schweiz und Liechtenstein». In den letzten Jahrzehnten sei diese Art, welche zu den Hundeartigen zählt, auf der Alpensüdseite der Schweiz und im Wallis jedoch wohl ausgestorben.


Der Illtis ist ein reiner Fleischfresser und mag am liebsten Amphibien wie Frösche und Kröten.
Nachdem das Tier mit dem dichten schwarzbraunen Fell die Winterzeit zurückgezogen in einem trockenen Versteck im Siedlungsraum verbrachte, ist er nun wieder aktiv unterwegs: Im Sommerhalbjahr lebt das 30 bis 45 Zentimeter grosse Tier wie ein Nomade. Auf der Suche nach Nahrung zieht es in seinem zwischen 50 und 500 Hektaren grossen Gebiet umher und verbringt diese Zeit in verschiedenen Unterschlüpfen – meist unbemerkt. Iltisse halten sich meist am Boden auf. Da sie gut schwimmen und tauchen können, begeben sie sich auch in Gewässern auf Nahrungssuche. Klettern können sie hingegen nur schlecht. Die Raubtiere sind reine Fleischfresser. Sie sammeln ihre Beute aber mehr, als dass sie diese jagen. Ganz im Gegensatz zu seinem nahen Verwandten, dem Marder. Am liebsten mag der Iltis Amphibien wie Frösche und Kröten. Häufig lebt er deshalb in der Nähe von Feuchtgebieten. Es stehen aber auch Fische, Eier, Vögel und Nagetiere auf seinem Speiseplan. Die Beute wird durch einen Nackenbiss getötet. Zeitweise legt sich das Raubtier einen Vorrat an Nahrung an.

Der Iltis riecht stark veilchenartig, er kann aber auch stinken, wenn er in Gefahr ist.
Da der Iltis seine Aktivität im Winter stark einschränkt, frisst er sich im Spätherbst einen Fettvorrat von bis zu stolzen 30 Prozent seines Körpergewichts an. Erwachsene Iltisse wiegen zwischen 700 und 1500 Gramm. Der Einfachheit halber ernährt er sich in den Wintermonaten oft von Ratten, Mäusen oder von Katzenfutter. Futterquellen, welche ihn in Siedlungsräume locken. Wer Verdacht auf einen Iltis in einem Gebäude oder Bau hat, sollte über eine gute Nase verfügen. Denn die Tiere riechen interessanterweise stark veilchenartig. Aber Achtung! Sieht sich das Tier in Gefahr, sondert es über seine Analdrüsen ein übelriechendes Sekret aus, welches er auch zum Markieren verwendet. Aus diesem Grund wird das hübsche Tierchen mit seinem bis zu 18 Zentimeter langen Schwanz auch Stinkmarder genannt.


Das Iltis-Weibchen wird mit einem Nackenbiss bei der Paarung ruhiggestellt.
Iltisse sind abgesehen von der Paarungszeit zwischen April bis Juni Einzelgänger. Auf der Suche nach Weibchen kann es zu Kämpfen zwischen den Männchen kommen. Sogar das Weibchen wird während der Begattung durch einen Nackenbiss ruhiggestellt. Bereits sechs Wochen nach der Paarung kommen drei bis sechs Junge zur Welt. Während der ersten drei Monate werden die kleinen Iltisse nur von der Mutter betreut. Da weibliche Tiere bereits nach drei Monaten schon fast die Grösse der Mutter erreicht haben und männliche dann sogar schon grösser als diese sind, werden die Jungtiere schon relativ früh selbständig. Im Alter von zehn Monaten sind sie geschlechtsreif. Bis acht Jahre alt werden diese Wildtiere in einem idealen Lebensraum. Vom Iltis gibt es auch eine domestizierte Form: das Frettchen. Dieses ist im Vergleich zu seinem wilden Verwandten am gesamten Körper und im Gesichtsbereich auff allend hell gefärbt. Die braunen Farbtöne der Wildform erscheinen bei ihm oft gelb bis weiss. Zudem treten bei Frettchen häufig Albinos auf, die durch ihr sehr helles Fell und die roten Augen auffallen. Diese Tiere werden für die Kaninchen- oder Rattenjagd oder als Haustier gehalten. Wobei fragwürdig ist, in welchem Käfig sich dieses einst wilde Tier wohlfühlt.

Iltisse sind selten und gefährdet in der Schweiz
Iltisse brauchen gewässernahe Strukturen, wie die Ufer von Gräben, Bächen und Teichen, aber auch Feuchtwiesen und Sumpfgebiete. Hecken, Feldgehölze und Waldränder bieten ebenfalls geeignete Lebensräume an, die ihm guten Schutz und reichlich Nahrung geben. Die Intensivierung der Landnutzung und der Verlust von Lebensräumen machen ihm auch in der Schweiz immer mehr zu schaffen. Deshalb finden wir ihn auf der roten Liste der gefährdeten Tiere. Besonders hart treffen in das Drainieren oder Begradigen von Gräben, was auch der Wegfall von Strukturelementen wie naturnahen Gewässerräumen, Hecken und Feldgehölzen bedeutet. Damit verliert er nicht nur gute Verstecke, sondern auch seine Nahrungsgründe. Auch im Strassenverkehr verlieren jährlich mehrere tausend Tiere in ganz Europa ihr Leben. Iltisse sind im Siedlungsgebiet sehr heimlich unterwegs und schwer zu entdecken, weil sie meist in der Dämmerung und nachts umherstreifen. Helfen wir ihnen, indem wir unsere Wohnumgebung naturnah gestalten, ehemalige Feuchtgebiete renaturieren und bestehende natürliche Feuchtgebiete fördern und schützen. Damit wird nicht nur dem Iltis, sondern einer Vielzahl von Tieren geholfen, indem ihr Lebensraum erhalten und geschützt wird.
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NATURZYT Ausgabe Juni 2023, Text Sarah Silder, Michael Knaus Fotos AdobeStock