Sein langgestreckter, dünner Körper auf seinen kurzen Beinen erlaubt es ihm, auch Mäuse in deren unterirdischen Gängen zu verfolgen. Mit seinen 30 bis 100 Gramm ist das Mauswiesel das kleinste lebende Raubtier in Mitteleuropa.
Wo sein flacher Schädel mit kleinen anliegenden Ohren und Tasthaaren an der Schnauze hindurchpasst, kann der ganze Körper folgen. Deshalb ist es für ihn kein Problem, Feld- und Waldmäusen in ihren Gängen zu verfolgen. Es erstaunt daher wenig, dass diese auch seine Hauptnahrung bilden. Als kleiner, flinker Jäger und Fleischfresser verfügt er über ein spezialisiertes Gebiss von 34 Zähnen. Die Fangzähne, die einen Mäuseschädel problemlos durchdringen können, wirken wie effiziente Mäusefallen. Mit einem Biss wird der Beute blitzschnell das Genick gebrochen oder sie wird in Sekundenschnelle erstickt.
Das Mauswiesel ist auf der roten Liste
Mauswiesel, wie auch das Hermelin, waren im Schweizer Mittelland gut vertreten und haben wie unsere Katzen die Bauernhöfe besiedelt und Mäuse gejagt. Aber heute sind sie fast verschwunden. Ein Grund, weshalb das Mauswiesel auf der Roten Liste der gefährdeten Säugetiere in der Schweiz aufgeführt wird. Aber nicht nur der Verlust von reich strukturierten Kulturlandschaften mit Hecken, naturnahen Waldrändern, Steinhaufen, Ast- und Kleingehölzen und Buntbrachen wie auch Bach- und Flussläufen mit natürlichen Ufern als wichtiger Lebensraum sind ein Grund. Auch die Population der Feld- und Waldmäuse beeinflusst den Wieselbestand. In guten Jahren mit vielen Mäusen wächst er, in schlechten wird er reduziert.
Als kleine Raubtiere sind sie natürlich auch eine gute Beute, vor allem für Greifvögel und Eulen. Sie bevorzugen offene Landschaft en gegenüber dem Wald. Fehlt es an einer guten Vegetation, wie Heugraswiesen, Altgras, Ast- und Steinhaufen, welche als Verstecke und zum Schutz genutzt werden können, sind sie eine einfache Beute. Es sind vielseitige Gründe und Einflüsse, welche es dem Mauswiesel in der Schweiz schwer machen. Aber nicht nur ihm, auch dem Hermelin, welches einen sehr ähnlichen Lebensraum schätzt.
Mauswiesel, Wiesel oder Hermerlin
Wiesel ist der Oberbegriff für die beiden Arten, welche in der Schweiz heimisch sind: das Mauswiesel und das Hermelin. Beide «Wiesel» gehören zur Familie der Marderartigen, sind also verwandt mit dem Stein- und Baummarder, Iltis, Fischotter und Dachs. Der Unterschied zwischen Mauswiesel und Hermelin ist nicht immer ganz einfach, es gibt aber zwei klare Unterscheidungsmerkmale. Erstens trägt das Mauswiesel im Winter kein weisses Fell. Wenigstens in der Schweiz nicht. Das Hermelin wechselt im Winter sein braunes Fell zum weissen Wintergewand. Zweitens, der kurze Schwanz kann beim Mauswiesel wohl etwas dunkler sein, ist aber nie eine schwarze Quaste, wie es beim Hermelin der Fall ist. Der Rücken des Mauswiesels ist braun, der Bauch hell gefärbt. Die Trennlinie dazwischen verläuft unregelmässig. Es ist aber dennoch schwer, wenn überhaupt ein Mauswiesel oder Hermelin unseren Weg kreuzt, eine klare Bestimmung vorzunehmen. Denn meistens sind sie so flink wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht sind.
Mauswiesel sind Einzelgänger ausser zur Paarungszeit
Mauswiesel leben als Einzelgänger, ausser wenn die Paarungszeit bevorsteht. Dann sind sie in Mutterfamilien unterwegs, bis die Jungen selbständig sind. Die Fortpflanzung ist eng mit dem vorhandenen Nahrungsangebot verbunden. Ist dieses reichlich, ist das Mauswiesel als einziges Raubtier in der Lage, zwei Würfe pro Jahr aufzuziehen, einen Wurf im April und einen zweiten ab Juli/August. Dies ist aber eher eine seltene Ausnahme, zeigt aber, wie die Natur auf Schwankungen reagieren kann. Die 1 bis 2 Gramm schweren, nackten und blinden Jungen werden meist in gut gepolsterten Mausnestern geboren. Bereits mit vier Wochen öffnen sie die Augen und beginnen gleich das Nest zu erkunden und können schon feste Nahrung zu sich nehmen, werden aber noch weiter gesäugt. Ab der sechsten Woche können die Jungen selbstständig Beute erlegen. Und bereits ab drei bis vier Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife.
Mauswiesel werden nicht sehr alt und sind bedroht
Mauswiesel werden im Schnitt nur 1 Jahr alt. Viele sterben an Hunger, Kälte, Fressfeinden, Parasiten und Krankheiten. Nur gerade 25 Prozent erleben ein zweites Lebensjahr und davon 10 bis 20 Prozent ein drittes. Gut ein Drittel des Körpergewichts braucht es an Nahrung, während der Säugezeit verdoppelt sich der Bedarf, und in kalten Tagen braucht es noch mehr Energie, um einen harten Winter zu überleben. Die geringe Lebenserwartung bei fehlendem Nachwuchs, wenn die Beute rar ist, kann lokal zum Aussterben führen. Freie Gebiete können aber auch durch zugewanderte Mauswiesel wieder neu besetzt werden. Deshalb liegt es einmal mehr auch in unseren Händen, durch Erhaltung des Lebensraumes auch im eigenen Garten durch Stein- und Asthaufen neuen Lebensraum zu schaffen. Dies nützt nicht nur verschiedenen Kleintieren als Schutz- und Wohnmöglichkeit, sondern bietet auch einem Mauswiesel oder Hermelin eine Schutzmöglichkeit bei der Durchreise. Und wer weiss, vielleicht fühlt er sich so wohl, dass es gleich einzieht.
Die Lebensräume für Mauswiesel und Hermerlin fördern
Das Mauswiesel hat mit vielen Gefahren im Alltag zu kämpfen. Nicht nur die natürlichen Jäger wie Greifvögel und Eulen, sondern auch unser dichtes Strassennetz werden ihm zum Verhängnis, denn es fehlen Wildtierunterführungen oder Grünbrücken. Auch der Verlust seines Lebensraumes infolge Zersiedelung, Zerstückelung und intensiver grossflächiger Landwirtschaft machen ihm das Leben nicht einfacher. Mauswiesel sind auf gut strukturierte Lebensräume mit vielfältiger und dichter Vegetation angewiesen, welche ihm auch ausreichend Versteckmöglichkeiten bieten. So helfen ihm liegende und hohle Baumstämme, kleine und grosse Ast- und Laubhaufen, Steinhaufen und Mauern sowie naturbelassene Hecken, die solche Verstecke bieten. Hier können wir in unserem eigenen Garten kleinere oder grössere Hilfe leisten mit solchen Versteckmöglichkeiten, die nicht nur den Wieseln, sondern auch ganz vielen anderen Tieren wie Eidechsen, Igeln etc. Schutz und Lebensraum bieten.
Seit dem Jahr 2012 setzt sich die Stiftung Wieselnetz für die kleinen Wiesel und ihre Lebensgemeinschaften ein. WIN, wie sich die Stiftung nennt, setzt sich für eine Steigerung des Wiesel vorkommen, für geeignete Wiesellebensräume und Steigerung des Wieselbewusstseins und -wissens ein. Unter dem Projekt Wiesellandschaft Schweiz soll gesamtschweizerisch dem Rückgang des Mauswiesels und des Hermelins mit verschiedenen Wieselförderungsprojekten entgegen gewirkt werden. So sind bereits verschiedene Projekte umgesetzt, zum Beispiel in Jurapark Aargau, Naturpark Thal, aber auch auf dem «Irchel» in Zürich.
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NATURZYT Ausgabe Juni 2021, Text Michael Knaus, Fotos AdobeStock