Weisse Blüten der Knoblauchsrauke

Liebe garten- und naturbegeisterte Leserinnen und Leser, nicht mehr lange, und die Wildkräuter starten im grossen Stil durch. Die Lust, sich quasi mit Getöse aus dem Winterschlaf zu manövrieren, ist gross.

Ein frühes Wildkraut möchte ich Ihnen in dieser Ausgabe etwas näher vorstellen, denn es ist ein Multitalent unter den Wildkräutern, ein auf mehreren Hochzeiten tanzendes Wildkraut. Die Rede ist von der Knoblauchsrauke, vom Knoblauchhederich oder vom Lauchkraut. Alliaria petiolata, wie sie auf Lateinisch heisst, gehört zur Familie der Kreuzblütler und kommt so ziemlich in ganz Europa vor. Ihr Name stammt vom Knoblauchduft, der entsteht, wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt.

Die Knoblauchrauke vermehrt sich über Samen

Die Knoblauchsrauke ist eine zwei- bis mehrjährige Staude, die sich gerne über Samen vermehrt. Die Pflanze ist auch in der Samenverbreitung ein Fastalleskönner. So platzen die Schoten, die schräg an den Stängeln sitzen, bei Berührung durch Wind, Menschen oder Tiere auf und verstreuen sich. Bei Regenwetter verschleimen die Samen und bleiben an vorbeistreunenden Tieren hängen. Zu guter Letzt vermehrt sie sich auch noch vegetativ über unterirdische Ausläufer. Will man sie nicht allzu grosszügig im Garten haben, schneidet man einfach die Samenstände vor dem Aufplatzen, und somit vor dem Verstreuen der unzähligen Samen, ab.

Weiss-Grüne Raupe des Aurorafalter
Die Aurorafalter-Raupe, mit weissem Rücken und grüner Brust fast nicht zu erkennen.

Sie blüht weiss von April bis Juli

Die Pflanze liebt halbschattige Standorte unter oder zwischen Sträuchern, gedeiht aber bei genügend Feuchtigkeit auch in der Sonne. Ihre Grösse ist abhängig vom Nährstoffgehalt des Bodens, auf reichhaltigem Boden kann sie schon mal einen Meter hoch werden, bei sehr magerem hingegen nur wenige Zentimeter. Knoblauchsrauke kommt im Beet gut zur Geltung zusammen mit Gundermann (Glechoma hederaceae), Meisterwurz (Peucedanum ostruthium), Frühlings-Barbarakraut (Barbarea verna) und Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis).

Der Aurorafalter ist spezialisiert auf die Knoblauchrauke

Die Knoblauchsrauke blüht weiss von April bis Juli, wobei sich die Blüten von unten nach oben innerhalb eines Blütenstandes entwickeln. Sie bietet den Nektar in ihren Blüten ganz off en an, sodass neben Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen auch Käfer davon profitieren. Ein schöner Vertreter der Insektenwelt, der unter anderem auf die Knoblauchsrauke spezialisiert ist, ist der Aurorafalter. Er nutzt nicht nur den Nektar, sondern die Pflanze bietet neben dem Wiesenschaumkraut (ebenfalls ein Kreuzblütler) auch seinem Nachwuchs Futter. So legt der Aurorafalter seine Eier bevorzugt an diesen beiden Kreuzblütlern ab. Schlüpfen die Räupchen aus den Eiern, fangen sie sofort an zu fressen, jedoch nicht wie vermutet an den Blättern der Knoblauchsrauke, sondern an deren Blüten und Früchtchen. Weil das Nahrungsangebot so noch begrenzter ist, kommt es immer wieder vor, dass sich die Raupen gegenseitig angreifen und fressen. Das ist offenbar einfacher, als auf eine benachbarte Pflanze auszuweichen, zumal dort der Bedarf an Raupen wahrscheinlich auch schon gedeckt ist.

Zwei Aurorafalter auf dem Wiesenschaumkraut.

Wer also den Aurorafalter in seinem Garten antreffen möchte, der sollte ihm die Knoblauchsrauke oder zumindest das Wiesenschaumkraut anbieten können. Im Juni, wenn die Blütezeit der Knoblauchsrauke vorbei ist, verpuppen sich die Raupen des Aurorafalters und befestigen sich in aufrechter Position im unteren Teil der Pflanze am Stängel. So verharren sie für die nächsten 10 Monate. Leider werden nur zu oft die dürren Stängel der Knoblausrauke am Boden abgeschnitten und in den Grüncontainer geworfen. Das ist der Tod der im nächsten Jahr schlüpfenden Faltergeneration. Abhilfe schafft das Stehenlassen der Stängel oder das sorgfältige Abschneiden und sichere, senkrechte Lagern im Freien bis zum nächsten Frühjahr. Damit der Aurorafalter eben auch im nächsten Jahr wieder durch die Lüfte fliegt und uns erfreut.

Die Knoblauchrauke in Medizin und Küche

Man sagt der Knoblauchsrauke nach, eine antiseptische, blutreinigende und harntreibende Wirkung zu haben. Genau wie Löwenzahn und Brennessel ist die Knoblauchsrauke für Frühjahrskuren geeignet. Äusserlich angewendet in Form von zerquetschten Blättern,lindert sie Juckreiz und Entzündungen von Insektenstichen.

Grünes Blatt im Sonnenlicht
Die Grundblätter der Knoblauchsrauke sind nierenförmig

Grundsätzlich ist die ganze Pflanze essbar. Im Mittelalter, als Gewürze teuer und nur für wenige erschwinglich waren, verwendete man häufig Knoblauchsrauke in der Küche. Als die Preise dann sanken und es für alle Bevölkerungsschichten möglich wurde, Gewürze zu kaufen, geriet die Knoblauchsrauke in Vergessenheit. Doch nun erlebt sie zusammen mit vielen anderen essbaren Wildkräutern ein Revival in der modernen Kräuterküche. Verwendet werden vor allem die Blätter, die, kleingehackt, in Quarksaucen, Kräuterbutter oder Salatsaucen zur Geltung kommen. Eine originelle Apéroidee ist, Mozzarellakugeln oder Schafskäsestücke in ein Blatt der Knoblauchsrauke einzuwickeln und zusammen mit einer halben Cherrytomate auf einem Holzspiess zu servieren.

Kochen sollte man die Blätter besser nicht, da sie sonst ihren typischen, knoblauchartigen Geschmack verlieren. Ein grosses Plus beim Verzehr dieser Pflanze ist, im Gegensatz zur Knoblauchzehe, die fehlende Knoblauch-Fahne. Aber auch die Blüten mit ihrem herben, fast schon scharfen Geschmack finden Verwendung in der Küche, zum Beispiel als Dekoration auf salzigen Sorbets oder Salaten. Die Samenhülsen und die Samen, der schärfste Teil der Pflanze, wie auch die Wurzel finden ebenso Verwendung in der Küche. Probieren Sie es aus!

Herzlich
Claudia Ebling
www.natur-im-garten.ch

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NATURZT Ausgabe März 2018, Text Claudia Ebling, Fotos Claudia Ebling, AdobeStock

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