Er sieht aus wie ein exotischer Vogel mit seinem prächtigen Kopfschmuck und dem orangebräunlichen Gefieder. «Du stinkst wie ein Wiedehopf», war früher eine gängige Redewendung. Woher dies wohl kommt?
Der etwa amselgrosse Wiedehopf fällt nicht nur wegen seines Gefieders auf, sondern auch wegen seines langen gekrümmten Schnabels und seiner gut 6 Zentimeter langen, fuchsroten Federhaube.
Der Wiedehopf liebt Streuobstwiesen mit Hochstammbäumen und war früher in der Schweiz weit verbreitet. Durch die intensive Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden ging sein Lebensraum verloren und heute ist er nur ein seltener Gast. Als Zugvogel verlässt er bereits ab Ende Juli sein Brutgebiet und fliegt in den warmen Süden, um zu überwintern.
Der Wiedehopf ein seltener Gast in der Schweiz
Im Frühling (März, April) kehrt er auch in die Schweiz zurück, aber nur noch im Wallis, dem Gebiet um den Genfersee und im Zürcher Unterland kann man ihn mit etwas Glück noch beobachten. Kein Wunder, ist er auf der roten Liste zu finden und eine priorisierte Art bei der Artenförderung.
Auch sonst stellt der schöne Vogel hohe Ansprüche an seinen Lebensraum, besonders an ein üppiges Angebot an Grossinsekten; und auch geeignete Bruthöhlen, wie zum Beispiel in alten Hochstamm-Apfelbäumen, sind wichtig.
Seine Beute jagt er am Boden, nur sehr selten sieht man ihn im Flug ein Insekt schnappen. Er frisst gerne Käfer, Grillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen, aber auch Spinnen, Regenwürmer oder kleine Eidechsen und Frösche stehen ab und zu auf dem Menüplan. Die auf der Oberfläche laufenden Beutetiere verfolgt er, die im Boden verborgenen werden durch Stöchern aufgespürt.
Als geeignete Bruthöhlen bevorzugt der Wiedehopf vor allem natürliche Baumhöhlen als Neststandorte, ebenso genützt werden verlassene Spechthöhlen, Halbhöhlen in Bruchsteinmauern oder Holzstössen, aber auch Höhlungen unter Wurzeln oder andere Erdhöhlen. Bei der Balz sucht das Männchen, das Weibchen durch laute Rufreihen mit aufgestellter Federhaube und gesträubtem Kehlgefieder zu überzeugen. Reagiert die Auserwählte, versucht er, sie mit Futterübergaben zu überzeugen, auf die vielfach lange Verfolgungsflüge folgen. Schlüpft das Weibchen schlussendlich in seine Höhle, ist ihm der Erfolg gewiss. Nach der Paarung, welche meistens auf dem Boden stattfindet, werden 5 bis 7 Eier gelegt. Das Wiedehopf-Weibchen bebrütet diese zwischen 16 bis 19 Tage bis zum Schlüpfen. Während der Nestlingszeit, welche bis zu 30 Tage dauert, und auch während der gesamten Brutzeit, werden das Weibchen und die Jungen vom Männchen mit Nahrung versorgt. Erst nach zirka 10 Tagen nach dem Schlüpfen beteiligt sich das Weibchen an der Futtersuche. Sobald die jungen flügge sind und das Nest verlassen, werden sie noch ein paar Tage von den Eltern gefüttert, bevor sie dann das Elternrevier verlassen.
Der Wiedehopf – ist wie ein bunter Schmetterling
Bekannt ist der Wiedehopf durch seine aufrichtbare Federhaube, welche fuchsrot wirkt und an ihren Enden in einen weiss-schwarzen Abschluss auslaufen. Auch seine charakteristisch schwarz-weiss gebänderten Flügel mit gelben Einschlüssen und sein schwarzweisser Schwanz sind zu seinem rostbraunroten Körper ein intensiver Farbkontrast. Auffällig ist auch sein gut 6 Zentimeter langer und gebogener Schnabel. Typisch ist auch sein wellenförmiger, schmetterlingsartig gaukelnder Flug, welcher sehr instabil und ungleichmässig wirkt. Eine Unterscheidung zwischen Männchen und Weibchen ist schwierig. Denn sie sehen beide sehr ähnlich aus, nur ist das Weibchen etwas kleiner und in der Färbung des Gefieders etwas matter.
Stinken wie ein Wiedehopf
Die grössten Feinde des Wiedehopfes, neben uns Menschen, sind plötzlich auftauchende Greifvögel. Ist diegefahrlose Flucht nicht möglich in ein Versteck, haben die Wiedehopfe und ihre Jungen einige besondere Verhaltensweisen entwickelt. Eine davon ist, mit gespreizten Flügeln und den Schwanz flach auf den Boden, nur Hals, Kopf und Schnabel sind steil nach oben gerichtet, eine Tarnstellung einzunehmen. In dieser Stellung werden sie meistens übersehen. Junge Nestlinge zischen schlangen ähnlich, wenn sie sich im Nest bedroht fühlen, ältere spritzen als Abwehr ihren Kot aus der Höhle. Auch wenn sie gepackt werden, koten sie intensiv.
Das ist aber noch nicht alles. Besonders wirkungsvoll ist ein Absondern eines sehr übel riechenden Sekretes aus der Bürzeldrüse. Dieses ist während der Brutzeit bei dem Weibchen und den Nestlingen, besonders intensiv und wird regelmässig abgegeben. Von daher geht der strenge Geruch von Wiedehopfbrutstätten aus. Und kommt die Redeweise «Du stinkst wie ein Wiedehopf».
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NATURZYT Ausgabe September 2022, Text Michael Knaus, Fotos AdobeStock