Eiche auf einer Lichtung im Sommer

Die majestätischen und erhabenen Eichen galten in vielen alten Kulturen als heilige Bäume und als Sinnbild von Stärke, Mut und Willenskraft.

Mächtige Baumpersönlichkeiten

Wer kennt sie nicht , diese robusten und mächtigen Baumgestalten ? Ihre unverwechselbaren Kennzeichen sind die knorrigen und weitausladenden Äste, die raue und gefurchte Borke, ihre gelappten Blätter und die Eichelfrüchte, welche in einem Fruchtbecher wachsen. Durch eine lange, tiefreichende und kräftige Pfahlwurzel weist die Eiche eine sehr gute Sturmfestigkeit auf. Oft erreichen sie mit ihren Wurzeln den Grundwasserspiegel und ziehen dadurch Blitze an. Eine weitere Besonderheit der Eiche ist, dass das alte Laub so lange festgehalten wird, bis die neuen Blätter im Frühjahr austreiben. Bei uns in Mitteleuropa sind vor allem zwei Arten der Eiche verbreitet: die Stiel- oder Sommer-Eiche (Quercus robur) mit ihren kurz gestielten Blättern und langgestielten Früchten bevorzugt feuchte Standorte, während die Trauben- oder Winter-Eiche (Quercus petraea) mit langgestielten Blättern und kurz gestielten Früchten sich im hügeligen oder gebirgigen Gelände am wohlsten fühlt. Beide Arten können viele hundert Jahre alt und über 40 Meter hoch werden, abhängig von ihrem Standort. Vereinzelt gibt es noch Eichen, die 1000 Jahre alt sind. Eichen wachsen langsam, aber stetig , und mit etwa 50 Jahren blühen sie das erste Mal. Sie reihen sich in die Familie der Buchengewächse ein. In der Holzverarbeitung ist Eichenholz aufgrund seiner ausgeprägten Härte, Dauerhaftigkeit sowie seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Wasser besonders geschätzt.

Spaziert man durch den Herbstwald, so kann man das Kreischen der Eichelhäher hören und mit etwas Glück einen dieser scheuen Waldbewohner erblicken. Eifrig sammeln sie Eicheln, transportieren sie und legen im Waldboden ihre Vorratskammern an. Manchmal finden sie ihre Verstecke nicht mehr und pflanzen auf diese Weise an vielen Stellen neue Bäume aus. Der Eichelhäher ist auch als Gärtner des Waldes bekannt.

Heiliger Baum

Die Eiche hat eine lange geschichtliche Vergangenheit und galt in vielen alten Kulturen als heiliger Baum. Bei den Germanen war sie dem Gewittergott Donar geweiht. Unter der Donareiche wurden Gerichtsversammlungen abgehalten und man traf sich für religiöse Feiern. Weite Flächen waren damals von Eichenwäldern bedeckt. Im Zuge der Christianisierung wurden viele Eichen bewusst gefällt. An diesen kraft vollen Plätzen wurden später oft Kapellen oder Kirchen errichtet. Auch für die Kelten war die Eiche ein heiliger Baum. Die keltischen Priester, bekannt als Druiden, ernteten die Misteln der Eiche mit ihren goldenen Sicheln. Bei den Römern war sie der Baum des weisen Jupiter, des Gottes der Fülle und der reichen Ernte. In vielen alten Wappen ist die Eiche zu fi nden. Aus Eichenlaub wurden Siegerkränze gewunden.

Eichelhäher auf Baumstrunk mit Eichel im Schnabel bei Sonnenschein
Der Eichelhäher sammelt Eicheln, transportiert sie und legt im Waldboden Vorratskammern an. Manchmal findet er seine Verstecke nicht mehr und pflanzt auf diese Weise neue Bäume.

Eichenrinde hilft bei nässenden Ekzemen

Die äusserliche Anwendung von Eichenrinden-Tee ist eines der besten Mittel zur Behandlung von nässenden Ekzemen. Auch entzündliche Hauterkrankungen mit Juckreiz lassen sich damit äusserlich gut behandeln. Eichenrinde zeichnet sich aus durch einen hohen Gehalt an Gerbstoff en. Diese wirken zusammenziehend, austrocknend und entzündungshemmend. Ausserdem stillen sie oberflächliche Blutungen, fördern die Wundheilung und wirken keimhemmend auf Bakterien und Viren.

Mit sanfter Stärke im Lebensfluss schwingen

Die Bachblütenessenz «Oak» ist für Menschen, die mit ihrer Standfestigkeit als unermüdliche Kämpfer grosse Aufgaben übernehmen und gewissenhaft ihre Pflichten erledigen. Dabei kann es sein, dass sie die natürlichen Grenzen ihrer eigenen Leistungsfähigkeit nicht respektieren und unnachgiebig weiterkämpfen. Warnsignale des Körpers wie Nacken- und Schulterschmerzen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen werden nicht beachtet, sondern sie treiben sich zu unermüdlichem weiterem Tun an. So kann es sein, dass sie einen kräftigeren Wink vom Schicksal als Signal brauchen, um ihr Verhalten zu ändern. Die Blütenessenz Oak hilft diesen Menschen , Arbeiten vertrauensvoll zu delegieren, Lasten abzugeben und Pflichten zu reduzieren. Sie lernen, kraft volles Tun mit spielerischer Freude am Dasein zu verbinden , und mit Einfühlungsvermögen wachsen sie zu Mitmenschlichkeit und sanfter Stärke.

Eichenrindenabkochung in der Tierheilkunde

Bei Tieren können infizierte Wunden, Wundheilungsstörungen und Geschwüre mit einer Eichenrinden-Abkochung behandelt werden.

Räucherduft für Körper und Seele

Eichenrinde und Eichenlaub verströmen beim Räuchern einen warmen, holzigen Duft. Fürsorgliche Schutzkraft durchflutet die Aura und bringt neue Energien von Willensstärke und Durchhaltevermögen. Beim Sammeln der Rinde ist darauf zu achten, dass keine Bäume verletzt werden. Daher wird die Rinde von abgestorbenen und am Waldboden liegenden Ästen abgelöst. Dies ist zu jeder Jahreszeit möglich.

Eiche in der Kräuterküche

Ganz junge, frisch geschlüpfte Eichenblätter nutzt man als würzige Zutat für Salate. Die Blätter sind von recht bitterem Geschmack. Aus den Eichelfrüchten kann man im Herbst ein nussartig schmeckendes Mus zubereiten. Man muss sie allerdings mehrmals kochen, damit die bitter schmeckenden Stoffe ausgespült werden. Eichelmus eignet sich zum Verfeinern von Desserts und Gebäck. Aus den entbitterten und getrockneten Eicheln wurde früher Eichelmehl hergestellt und mit Getreidemehl zu Broten gebacken.

Wilder Eichelkaffee

Eichelfrüchte dienten früher in Notzeiten als Kaffee-Ersatz. Und so wird’s gemacht: Frische Eicheln schälen, in kleine Stücke schneiden, in einer Pfanne hellbraun rösten, im Mörser zerstossen oder in der Kaffeemühle mahlen. Gut verschlossen in einem Glas aufbewahren. Zur Zubereitung von Eichelkaffee nimmt man 1 TL des Pulvers, mit ¼ L Wasser aufkochen und abseihen. Nach Wunsch mit einer Prise Kardamom würzen und mit etwas Kuh- oder Getreidemilch mischen. Eichelkaffee stärkt den ganzen Körper, hält gesund und wird auch bei empfindliche m Magen gut vertragen. Eichelfrüchte enthalten vor allem Stärke, ausserdem Eiweiss, fette Öle und Zucker.

Eiche in der Kräuterapotheke

Eichenrindentee

Medizinisch verwendet wird die Rinde von jungen Zweigen ohne Borke. Geschnittene Eichenrinde können Sie in Drogerien oder Apotheken erwerben.

Äusserliche Anwendung von Eichenrinden-Tee:

1–2 Teelöffel geschnittene Eichenrinde mit ¼ L kaltem Wasser übergiessen. Den Ansatz zum Sieden erhitzen, 5 Minuten lang kochen, abseihen und lauwarm anwenden. Zum Gurgeln und Spülen bei Infektionen im Mund- und Rachenraum oder Zahnfleischentzündungen, nach Bedarf mehrmals täglich. Die Gerbstoffe «härten» die Schleimhäute und entziehen den Bakterien den Nährboden. Als Umschlag bei nässenden Ekzemen und entzündlichen Hauterkrankungen mit Juckreiz. Mehrmals täglich, nach Bedarf anwenden. Nicht anwenden bei trockener Haut, denn Gerbstoffe trocknen aus! 

Für Sitz­- und Fussbäder

500 g Eichenrinde in 4 L Wasser 15 Minuten kochen, abseihen und auf körperwarme Temperatur abkühlen lassen. 2-mal täglich 10–15 Minuten lang anwenden. Als Sitzbad bei Entzündungen im Genital- und Analbereich, z.B. Hämorrhoiden, da Eichenrinden-Sitzbäder die Wundheilung fördern. Als Fussbad bei Fussschweiss und begleitendes Mittel bei Hautpilztherapie (wobei auch die Ursachen behandelt und behoben werden müssen).

Hinweis: Die Anwendungsdauer ist wegen der austrocknenden Wirkung auf 1 bis 2 Wochen zu begrenzen. Nicht anwenden bei grossflächigen Hautausschlägen. 

Innerliche Anwendung als Tee bei Durchfall:

Eichenrinden-Tee wurde und wird in der Volksmedizin bei Durchfall eingesetzt. Die Gerbstoffe in der Eichenrinde wirken zusammenziehend, sekretions- und keimhemmend sowie abdichtend auf die Darmschleimhaut. Anwendung: ½ Teelöffel geschnittene Eichenrinde mit 1 Tasse kaltem Wasser ansetzen, zum Sieden bringen und 5 Minuten lang kochen, abseihen. Bei Durchfall 2-mal täglich eine Tasse eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten trinken. Bei Durchfall ist Folgendes zu beachten: Der Körper versucht zunächst selbst Erreger und mögliche Gifte auszuscheiden, daher sollte akuter Durchfall nicht sofort gehemmt werden. Auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoff zufuhr ist zu achten! Dauern Durchfälle länger als 2–3 Tage an, ist medizinischer Rat einzuholen.  Chronische Durchfälle sind immer
ärztlich abzuklären!

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Schätzen der Natur.

Ihre Ernestine

Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen

Quellen und weiterführende Literatur

  • Alber-Klein, C., Dr.med., Hornberger, R., Bachblüten und 52 neue Blütenessenzen.
  • Brendieck-Worm, C., Klarer, F., Stöger, E., Heilende Kräuter für Tiere.
  • Brunner, M., Baumriesen der Schweiz.
  • Bühring, U., Alles über Heilpflanzen.
  • Greiner, K., Bäume in Küche und Heilkunde.
  • Kauderer, R., Handbuch der heimischen Räucherpflanzen.
  • Storl, W.D., Unsere fünf heiligen Bäume.
  • Stumpf, U., Zingsem, V., Hase, A., Mythische Bäume.
  • Zuther, S., Die Sprache der Pflanzenwelt.

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.


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Die Stechpalme - Heilpflanze der alten Kräuterkundigen

Beifuss - mächtiges Frauenheilkraut

Eisenkraut - Frauenheilkraut und Nerventonikum


NATURZYT Ausgabe Dezember 2022, Text Ernestine Astecker, Foto Ernestine Astecker, AdobeStock

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