Haselnüsse waren schon bei den Menschen in der Steinzeit eine geschätzte Sammelnahrung. Der warme, holzige Duft einer Räucherung mit Holz und Blättern der Hasel wirkt klärend und beruhigend und stärkt unsere Intuition.
Die Haselnuss wächst bis zu 12 Meter hoch
Die Hasel finden wir in lichten Mischwäldern, entlang von Waldwegen, am Waldrand und in Gebüschen. Sie wächst als bis zu 12 Meter hoher mehrstämmiger Strauch mit langen, biegsamen Ästen und einer breiten, buschigen Krone. Die Blätter sind oval geformt, etwa 6 bis10 Zentimeter lang, mit einem gesägten Blattrand. Sie sind wechselständig angeordnet. Die männlichen Kätzchen sind herabhängend und blühen blassgelb, die weiblichen Blüten bleiben in ihrer Knospe versteckt, es sind nur kleine rote Narbenfäden zu sehen. Haselstauden siedeln sich gerne in der Nähe von Menschen an.
Die Haselsträucher werden in verschiedenen Arten angebaut und als Heckenpflanze gezogen. Die Pflanze ist anspruchslos und gedeiht in einem leicht feuchten Boden.
Die Haselnuss ernten und aufbewahren
Die Kätzchen werden im zeitigen Frühjahr geerntet, die Blätter können bis in den Sommer gepflückt werden. Im Schatten trocknen und luftdicht aufbewahren. Die Nüsse erntet man im Herbst und isst sie entweder geschält direkt roh oder verarbeitet sie z.B. geröstet als Beigabe zu Gebäck und Schokolade.
Die Geschichte des Haselstrauches
Bereits vor rund 8000 Jahren war der Haselstrauch bei uns heimisch und bedeckte einen grossen Teil Mitteleuropas. Das Klima war damals ideal für die Haselnuss, da es wärmer und trockener war. Vor rund 7500 Jahren kam es zu einer kleinen Klimaveränderung, das Klima wurde feuchtwarm und begünstigte das Wachstum der Laubbäume. Linden, Eichen und Ulmen verdrängten den kleinen Haselstrauch. Früher durfte er in keinem Gehöft oder Bauerngarten fehlen, da er für unsere Ahnen Schutzkraft gegen dunkle Mächte darstellte. In steinzeitlichen Siedlungen schützte er als Hecke (Hag) vor wilden Tieren. Haselgebüsche und -hecken bieten nicht nur Schutz und Abgrenzung, sie werden auch als Eintrittspforten für die Anderswelt gesehen. Im Märchen Aschenputtel schlägt der Haselnussstrauch, den die Tochter auf das Grab der Mutter pflanzt, die Brücke zur Anderswelt. Von dort erhält sie von ihrer Ahnin Hilfe und weise Führung.
Haselstrauch und Mythologie
Bei den Kelten galt der Haselstrauch als Gefäss des Wissens. Heute ist bekannt, dass Haselnüsse essenzielle Fettsäuren enthalten, die wichtig sind für das Gedächtnis. Für die Kelten und Germanen war die Hasel ein Symbol der Fruchtbarkeit und erotischen Kraft.
Wünschelrute aus dem Haselnusstrauch
Die leicht biegsamen Äste des Haselnussstrauches werden seit Jahrtausenden als Wünschelruten verwendet. Sie dienten den Rutengängern auf der Suche nach Wasseradern und Energiefeldern. Das Haselholz ist ein ausgezeichneter Leiter für Energieströme und die Menschen in früherer Zeit wussten damit umzugehen. Im Volksglauben wurde dem Haselstrauch eine blitzabweisende Kraft zugesprochen. Bei Aufsteigen eines Gewitters steckte man Haselnusszweige ans Fenster.
Was sagen die Kräuterkundigen über den Haselstrauch?
Für die heilige Hildegard war der Haselstrauch ein Symbol für Ausgelassenheit, sie empfahl die Pflanze bei Unfruchtbarkeit als potenzstärkendes Mittel. Kräuterpfarrer Künzle empfahl: «Aus den Blüten der Haselnuss, den bekannten Kätzchen, lässt sich ein wirksam schweisstreibender und die Fieber bekämpfender Tee zubereiten.»
Die Haselkätzchen in der Volksheilkunde
Die Volksheilkunde kennt die Anwendung der Haselkätzchen als fiebersenkendes und schweisstreibendes Mittel. Der Tee wird auch zur Stoffwechselanregung, bei Fettleibigkeit und Kreislaufstörungen empfohlen. Zubereitungen aus den Blättern und der Rinde wurden bei Hautbeschwerden und schlecht heilenden Wunden angewendet.
Haselnüsse sind die gesündesten Nüsse
Die Haselnüsse gehören zu den gesündesten Nüssen überhaupt. Durch den hohen Öl- und Eiweissgehalt sind sie wahre Kraftnahrung. Sie sind wichtige Lieferanten von Mineralstoffen und Spurenelementen. Die enthaltenen E- und B-Vitamine unterstützen u.a. Hirntätigkeit und Konzentrationsfähigkeit die Eigenschaft , das Immunsystem zu stärken, was insbesondere in Grippezeiten von Bedeutung ist. Ausserdem regen sie den Stoffwechsel an und verbessern dadurch die Leistungsfähigkeit der Organe. Bereits in der Jungsteinzeit waren die Haselnüsse als Lebensmittel hochbegehrt.
Das Wesen des Haselstrauches
Für die alten Pflanzenkundigen standen die Planetenkräfte von Merkur und Venus in enger Beziehung zur Hasel. Venus schenkt Heiterkeit, Lebensfreude und Fruchtbarkeit. Merkur als Bote der Götter wirkt vermittelnd und hilft die Verbindung zum tiefen inneren Wissen und der Intuition herzustellen. Oft wird der Haselstrauch mit dem Merkurstab (Hermesstab oder Äskulapstab), um den sich zwei Schlangen winden, in Verbindung gebracht. Der Merkurstab ist das Symbol der Heilberufe.
Räuchern mit den Haselblättern
Räuchern mit Kräutern und Harzen ist eine uralte und weltweit verbreitete Tradition. Insbesondere zu den Jahreskreisfesten (z.B. Winter-Sonnenwende) wurden Räucherrituale gefeiert. Räuchern ist ein sinnlicher Genuss und steigert das Wohlbefinden. Beim Räuchern können wir mit der Heilkraft der Pflanzen in Verbindung kommen. Der warme, holzige Duft von Haselblättern, -rinde oder -holz wirkt klärend und beruhigend. Die Haselräucherung fördert unsere Intuition, schafft Vertrauen, sich dem Fluss des Lebens hinzugeben, und öffnet die Tore in andere Dimensionen.
Die Haselnuss in der Kräuterapotheke
Schweisstreibender Grippetee
Haselkätzchen gelten als schweisstreibend und fiebersenkend. Mit anderen Kräutern werden sie gerne als Grippetee angewendet. Haselkätzchen zu gleichen Teilen mit Holunderblüten mischen, davon 2 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. Empfehlenswert bei Erkältungsbeschwerden wie Schnupfen, Grippe, Husten oder Bronchitis. Als Schwitztee am besten im warmen Bett einige Tassen des heissen Tees trinken. Den feucht-heissen Körper mit kaltem Wasser abwaschen und anschliessend wieder im warmen Bett ruhen. Das stärkt die Abwehrkräfte. Durch das Schwitzen scheidet der Körper Giftstoffe über die Haut aus und das Fieber kann sinken.
Tee aus Haselnussblättern
Die Blätter wirken insbesondere durch ihren Gerbstoffgehalt zusammenziehend, gefässverengend, blutstillend und fiebersenkend. 1 bis 2 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. 2 bis 3 Tassen pro Tag. Der Tee eignet sich auch für Kompressen oder Umschläge bei Hauterkrankungen oder schlecht heilenden Wunden. Dafür ein Leinentuch im abgekühlten Tee tränken und 15 Minuten auflegen. Ein Absud aus der Haselrinde wurde früher als Waschung bei Ekzemen oder unreiner Haut verwendet.
Wichtig: Bei Allergie auf Blütenpollen oder Nüsse der Hasel sollten keine Teile der Pflanze eingenommen oder angewendet werden.
Die Haselnuss in der Wildkräuterküche
Männliche Blütenkätzchen
Der Pollenstaub ist sehr eiweissreich. Daher wurden die Kätzchen früher getrocknet und vermahlen zum Strecken von Mehl verwendet. Beim Backen können Sie bis zu 10% des verwendeten Mehls durch Mehl aus getrockneten Haselkätzchen ersetzen. Das ergibt eine gute Eiweissergänzung. Knospen und ganz junge Blätter sind Beigaben zu Salaten und Suppen. Die zarten jungen Blätter können auch als Gemüsechips oder beigemengt in Bratlingen verwendet werden.
Haselnussöl - delikate Kostbarkeit
Kaltgepresstes Haselnussöl mit seinem frischen, nussigen Geschmack ist eine Kostbarkeit in der Küche. Salate, Gemüse und Nusskuchen lassen sich damit verfeinern. Haselnussöl verwöhnt Haut und Sinne und ist ein ideales Hautpflegeöl besonders für empfindliche und trockene Haut. Durch seinen hohen Ölsäureanteil ist es hervorragend als Massageöl geeignet. Es wirkt entzündungshemmend und beruhigend. Durch seine gewebefestigende Eigenschaft kann es reife Haut elastisch halten.
Wenn ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dazu ermutigen kann, das eine oder andere Rezept selber auszuprobieren, freut mich das sehr! Ich wünsche Ihnen wunderbare Erfahrungen mit den Pflanzenschätzen aus der Natur..
Ihre Ernestine
Quellen und weiterführende Literatur:
- Fischer-Rizzi, S., Blätter von Bäumen.
- Greiner, K., Bäume in Küche und Heilkunde.
- Kauderer, R., Handbuch der heimischen Räucherpflanzen.
- Strassmann, R., Baumheilkunde.
- Zuther, S., Die Sprache der Pflanzenwelt.
Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter.
Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe Dezember 2019, Text/Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock