Auch nach 30 Jahren ProSpecieRara tun sich noch neue Felder auf – so hat eine Bachelor-Arbeit den Startschuss für das Kürbis-Erhaltungsprojekt gegeben. Zehn Sorten wurden nun neu ins Sortiment aufgenommen.
Die Familie der Kürbisgewächse umfasst viele Pflanzenarten, von denen einzelne, wie z.B. der Flaschenkürbis, bereits seit 10‘000 Jahren durch den Menschen genutzt werden. Von den Kürbissen der Gattung Cucurbita – heute als die eigentlichen Kürbisse bekannt – werden vor allem die Garten-, Riesen- und Muskatkürbisse verwendet. Sie gelangten erst nach der Entdeckung Amerikas zu uns nach Europa. Die damaligen Seefahrer waren dermassen fasziniert von diesen lange haltbaren und gesunden Früchten, dass sie viele unterschiedliche Exemplare aus verschiedenen Gegenden mit nach Hause brachten. Somit trafen diverse Typen der erwähnten drei Arten in europäischen Gärten aufeinander. Durch spontane oder gezielte Kreuzungen entwickelte sich daraus in kurzer Zeit eine enorme Vielfalt an Fruchtformen und Farben.
Kürbisse mit Hochs und Tiefs
Ab dem 20. Jahrhundert ging hierzulande die Popularität der Kürbisse jedoch stark zurück; sie wurden meist nur noch als Viehfutter verwendet. Erst mit dem Kürbisboom der letzten Jahrzehnte widmete man sich in der Schweiz wieder vermehrt den unzähligen Sorten und ihren Eigenschaften. Heute existieren trotz dieser vorübergehenden Verschmähung weit über 1000 Sorten, von welchen jedoch immer mehr hybriden Ursprungs sind und somit nicht selber weitervermehrt werden können.
Problematische Vermehrung
Während viele Gemüsearten auch nach mehrmaliger Vermehrung im Hausgarten noch ziemlich gleich aussehen, ist dies beim Kürbis nicht unbedingt der Fall – er ist ein ausgesprochener Fremdbefruchter. Wachsen im Umkreis von 250 Metern andere Kürbisse oder Zucchetti, besteht die Gefahr einer Verkreuzung. Eine Verkreuzung mit Zierkürbissen führt im Jahr darauf zu ungeniessbaren oder gar giftigen Kürbissen! Deshalb müssen Kürbisse, welche für die Samengewinnung genutzt werden sollen, meistens von Hand bestäubt werden. Dies setzt einiges an Wissen voraus. Entsprechend selten sind deshalb die ursprünglichen, früheren Sorten heute noch.
Raritäten aufgespürt
Die Recherchen im Rahmen dieser Arbeit haben aber aufgezeigt, dass einige der früher in Europa genutzten Sorten noch erhältlich sind. Dazu gehören unter anderem zwei der ältesten Muskatkürbisse, „Canada Crookneck“ und „Yokohama“, der einzigartige Riesenkürbis „Galeux d’Eysines“ oder der kleine, runde Gartenkürbis „Pommes d’Or“. Der Autor hat 21 dieser alten Sorten angebaut und getestet. Das Resultat: Die Früchte unterscheiden sich teilweise markant voneinander in Bezug auf Geschmack, Lagerfähigkeit und Verwendungsmöglichkeit. „Olive“ und „Violina“ sind kulinarische Köstlichkeiten, „Canada Crookneck“ und „Boston Marrow“ lassen sich sehr lange lagern, „Yokohama“ als Blickfang und „Potiron de Genève“ als historische Schweizer Sorte eignen sich gut für die Direktvermarktung und „Pomme d’Or“ gedeiht auch gut im kleineren Hausgarten.
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NATURZYT Ausgabe September 2013, Text/Fotos: Hisko Baas / ProSpecieRara