Erstmals wurde er im Jahr 2011 im Kanton Freiburg beobachtet. Er ähnelt einem mittelgrossen Hund mit buschigem Fell und macht unserem Fuchs mit gleichem Nahrungsspektrum Konkurrenz. Sein natürlicher Feind ist der Wolf.
Er heult am Abend vor sich hin, oft klingt er dadurch sehr ähnlich wie der Wolf. Der Körper ist dabei angespannt und die Schnauze weit nach oben geöffnet, die Ohren an den Kopf angelehnt. Manchmal kommt auch ein Knurren, ein Winseln oder ein Bellen aus seiner Schnauze. Die Ähnlichkeit zum Wolf lässt sich nicht leugnen, aber es ist der «kleine Bruder», der Goldschakal.
Der Goldschakal sieht wie ein Wolf aus
Auf den ersten Blick sieht der Goldschakal mit seinem gelblich-grauen und dunkel gescheckten Fell und seiner weissen Zeichnung um den Hals auch sehr ähnlich wie ein Wolf aus. Er ist aber bedeutend kleiner als der Wolf und etwas grösser als unser Fuchs. Praktisch in ganz Europa ist er mittlerweile auf dem Vormarsch und dehnt sein Siedlungsgebiet auf natürliche Weise vom südöstlichen Balkan Richtung Mitteleuropa aus. Sein ursprüngliches Gebiet war in weiten Teilen Arabiens, Indiens und des Nahen Ostens bis in die Türkei.

Immer mehr Spuren ausserhalb seines einstigen Verbreitungsgebietes im Westen bis nach Frankreich und im Norden bis nach Dänemark und Estland finden die Experten. Schätzungen zur Folge gibt es in Europa insgesamt 117 000 Goldschakale, aber nur gerade 17 000 Wölfe.
Die bisher in der Schweiz nachgewiesenen Goldschakale sind wahrscheinlich auf Wanderschaft, ganz im Gegenteil zu den Nachbarländern wie Österreich, wo erste Populationen heimisch werden. Der erste Nachweis eines Goldschakals in Österreich war im Jahr 1987. Er ist heute entlang der Donauufer in Oberösterreich heimisch. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis sich der Goldschakal auch in der Schweiz heimisch fühlt.

Der Goldschkal ist erstmals im Jahr 2011 in der Schweiz gesichtet worden
Der erste Nachweis eines Goldschakals in der Schweiz war im Winter 2011/12 in der Nordwestschweiz, als ein Exemplar in diversen Wildfotofallen geblitzt wurde. Er ist eben sehr neugierig, und seine grossen, dunklen Augen finden diese automatischen Kameras sehr faszinierend. Mit seiner Schnauze wird mal vorsichtig daran geschnüffelt, bevor er seinen Weg gemächlich weitergeht. Ein weiteres Exemplar wurde südlich von Disentis im Kanton Graubünden erst im Dezember 2015 wieder von einer Wildtierkamera aufgenommen. Kurze Zeit später wurde ein Goldschakal im Januar 2016 in der Surselva erschossen. Der Jäger hielt den Goldschakal für einen Fuchs, als er seinen Irrtum bemerkte, hat er sich selbst angezeigt. Es ist anzunehmen, dass es sich um das gleiche Tier handelte, welches im Dezember 2015 in Disentis in die Fotofalle tappte. Im Frühjahr 2016 musste in der Nähe von Einsiedeln im Kanton Schwyz ein völlig entkräfteter Goldschakal von einem Wildhüter erlöst werden. Ein Ornithologe staunte im Sommer 2017 im Linthgebiet nicht schlecht, als ihm ein Goldschakal vor die Kamera lief. Dabei lauerte er auf den Eisvogel und hörte den schönen Tönen der Natur zu. In den Wäldern von Jussy im Kanton Genf erwischte eine Wildtierkamera im Dezember 2018 einen Goldschakal bei seiner Durchreise. Seit 2015 werden jährlich Goldschakale in der Schweiz nachgewiesen, auch im Jahr 2019, als ein Goldschakal im Freiburger Seeland auf der Strecke zwischen Galmiz und Gugiez bei einem Verkehrsunfall mit einem starken Stahlross zusammenstiess und sein Leben verlor.
Die Klimaveränderung, die Abnahme seines natürlichen Feindes, des Wolfes, und die grosse Fortbewegungsfähigkeit scheinen die Ausbreitung des Goldschakals in Europa zu begünstigen. Da der Goldschakal natürlich in die Schweiz eingewandert ist, gilt er gesetzlich als einheimische Tierart und steht unter Schutz, genauso wie der Bär, der Wolf und der Luchs. Ob sich der Goldschakal in der Schweiz ansiedeln kann oder ob ihn die bereits etablierten Wolfsrudel eher zu einer Ausnahmeerscheinung machen werden, bleibt aber abzuwarten.

Der Goldschakal ist verwandt mit dem Hund und Wolf
Der Goldschakal (Canis aureus) sieht aus wie ein mittelgrosser Hund mit einem dicken Fell und ist eine eng mit dem Wolf verwandte Art der Hunde. Er ist der einzige Schakal, der in Europa verbreitet ist. Im alten Ägypten wurde er als heiliges Wesen verehrt und dem Totengott Anubis mit seinem Schakalkopf zugeschrieben.
Mit seiner Köperlänge von etwa 105 Zentimetern und einer Schulterhöhe von etwa 40 bis 50 Zentimetern gehört der Goldschakal zu den mittelgrossen Wildtieren und ist damit auch bedeutend kleiner als der Wolf, aber etwas grösser als der Fuchs. Das Fell weist regionale Unterschiede auf. Es kann als goldgelb bis gelblichgrau (auch rötlich) beschrieben werden. Der Rücken und die Schwanzspitze sind eher dunkel und seitlich sowie an den Beinen goldfarben. Die Gesichtsmaske ist bräunlich und wird von einer deutlichen weissen Zeichnung um das Maul und am Hals geprägt.

Sein Lebensraum ist sehr flexibel und er kann sich gut an verschiedene Gegebenheiten anpassen. Er findet in reich strukturierter Agrarlandschaft ebenso wie in Feuchtgebieten gute Bedingungen und Nahrung, sofern sie ausreichend Deckung und Versteckmöglichkeiten untertags bieten. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere fallen durch ihre versteckte Lebensweise daher nicht auf. Wie der Fuchs fühlt er sich aber auch in der Nähe der bewohnten Räume wohl und bleibt durch seine Art weitgehend unbemerkt.
Als Allesfresser ist er auch nicht sehr wählerisch und frisst neben Beeren und Mais, Insekten, Amphibien oder Fischen auch kleinere Säugetiere wie Mäuse. Was der Goldschakal sonst noch genau auf dem Speiseplan hat, hängt auch stark vom Angebot ab. Er verschmäht auch keine Schlacht- oder Jagdabfälle, falls diese herumliegen. Auch Kadaver gehören zu seiner häufigen Nahrung. Ebenso können freilaufende Katzen oder Hunde auf den Speiseplan gelangen, wenn Schakale im Rudel auf der Jagd sind und sich die Gelegenheit ergibt. In Deutschland wurden schon drei Schafe von einem Goldschakal verletzt, jedoch nicht getötet. Meistens jagt er aber alleine und eher selten auch im Familienverbund von vier bis sechs Tieren.

Die Paarungszeit des Goldschakal ist im Januar und Februar
Hat ein Männchen eine Partnerin gefunden, ist er ihr treu. Die Paarungszeit ist im europäischen Raum im Januar und Februar, und nach 2 Monaten bringt das Weibchen zumeist vier bis fünf Jungtiere auf die Welt. In selten Fällen können es aber auch bis 12 Jungtiere sein. Von diesen verbleibt meistens 1 Helfertier bei den Eltern, um bei der Pflege des nächsten Nachwuchses mitzuhelfen. Der Goldschakal lebt in einem flexiblen Sozialsystem, bleibt aber dem Partner ein Leben lang treu. Gemeinsam markieren sie ihr Territorium und gehen auf die Jagd.
Kommt der Goldschakal in die Schweiz?
Die Sichtungen der Tiere, welche bisher in der Schweiz aufgetaucht sind, betreffen wahrscheinlich Tiere, die auf Wanderschaft sind. Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern wie Österreich, wo erste Populationen heimisch werden. Vor 33 Jahren wurde der erste Goldschakal in Österreich gesichtet, heute leben sie entlang des Donauufers in Oberösterreich. In der Schweiz ist vor 9 Jahren der erste Goldschakal gesichtet worden. Es ist sicher verfrüht, von einem Bestand in der Schweiz zu sprechen. Ob er aber hier in den kommenden Jahren heimisch wird, ist schwer zu beurteilen, aber es spricht auch nichts dagegen.


Bekannt ist aber, dass die Goldschakale Reviere meiden, wo sich Wolfsrudel etabliert haben. Denn der Wolf ist der natürliche Feind des Goldschakals. Hochrechnungen der Large Carnivore Initiative for Europe zeigen auf, dass in Europa 117 000 Goldschakale leben. Der Wolfbestand ist rund siebenmal kleiner und wird auf 17 000 Tiere geschätzt.
Kurzum, wenn wir den Wolf, welcher ursprünglich hier heimisch war, nicht akzeptieren wollen, dann wandern andere ein, wie der Goldschakal. Und welche Folgen das für die hiesige Tierwelt und mögliche Konflikte mit Nutztierhaltern haben könnte, lässt sich im Moment nicht eindeutig definieren. Aber Übergriffe auf Nutztiere sind in anderen Regionen, auch wenn sehr selten, beobachtet worden. Und wenn die Bedingungen stimmen, kann eine Population von Goldschakalen sehr rasch anwachsen. Das zeigen Abschusszahlen aus Ungarn, wo 1996 gerade mal sechs Schakale erlegt wurden und 2018 waren es schon 5831.
Es ist also eine Frage der Zeit oder unserer Akzeptanz für andere Grossraubtiere, wie schnell und wann der Goldschakal in der Schweiz heimisch wird.
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NATURZYT Ausgabe März 2020, Text Michael Knaus Fotos AdobeStock