Hummel nährt sich an einer gelben Blüte

Die 40 heimischen Hummelarten sind bedeutende Bestäuber von Wildpflanzen und Kulturen: Einen grossen Teil der vitaminreichen Ernte verdanken wir den unverzichtbaren Bestäubern.

Hummeln begeistern! Wer mag sie nicht, die grossen Wildbienen, die von früh bis spät – zum Teil sogar am kühlen Morgen und bei leichtem Regen – fleissig von Blüte zu Blüte fliegen.

Das Brummen hört man schon von Weitem, eine schöne Gelegenheit zu beobachten, wie sie zielsicher landen, Nektar trinken, Pollen sammeln und dann mit dick beladenen Pollenhöschen zur nächsten Blüte und letztlich zurück ins Nest fliegen.

Illustration mit verschiedenen Pelzfärbungen der Hummel

Die Hummelkönigin ist bereits Ende Februar aktiv unterwegs

Ab Ende Februar kommen die Hummelköniginnen als eine der ersten Wildbienenarten aus ihrem Winterquartier. Nach einigen frostfreien Nächten kann es schon ab ca. 5 °C für den ersten Ausflug reichen. Doch Kälte, Regen, Blütenmangel und Gefahren am Nest bergen Risiken: Nur eine von zwanzig Königinnen überlebt und kann erfolgreich ein neues Volk gründen.

Sie sucht als Erstes einen Nistplatz und beginnt dann gleich Pollen und Nektar zu sammeln. Bis zu 5000 Blüten kann sie täglich besuchen: So kann eine einzige Königin einen ganzen Apfelbaum bestäuben! Hummeln sind die einzigen Insekten, die ihre Eier bebrüten. Mit der Flugmuskulatur wird Wärme erzeugt. Nach etwa 20 Tagen kann die erste Arbeiterinnengeneration starten, die sehr viel kleiner ist als die Königin. Die Arbeiterinnen unter stützen sie nun, und die Königin fliegt nicht mehr selbst aus, sondern kann sich ganz aufs Eierlegen konzentrieren. Indem mehr Pollen und Nektar gesammelt werden, werden die folgenden Generationen dann immer grösser – bis zu den wieder riesigen Jungköniginnen und Männchen, die im Sommer schlüpfen und sich paaren. Während die alte Königin und das Volk im Herbst stirbt, überleben die Jungköniginnen. Sie stärken sich und suchen im Herbst ein geschütztes Winterquartier, um im folgenden Frühling zu starten, wie es schon ihre Mutter getan hat.

Findet man eine entkräftete Hummel, kann man sie behutsam auf eine nektarreiche Blüte setzen oder notfalls mit etwas Zuckerlösung (2 Teile Fruchtzucker, 1 Teil Zucker und 1,5 Teil Wasser) Starthilfe für den Flug zurück ins Nest bieten.

Hummel auf einer Hand
Zuckerlösung als Starthilfe für eine entkräftete Gartenhummel-Königin, die vom Regen überrascht wurde.

Hummeln sind friedlich und nicht gefährlich

Hummeln sind wie alle Wildbienen ausgesprochen friedlich. Nur die Weibchen haben einen Stachel, doch es kommt fast nie zu Stichen, da sie wo immer möglich ausweichen und gut erkennbar drohen, beispielsweise indem sie abwehrend ihre Beine heben oder laut brummen. Grundsätzlich sollte man einen Abstand zum Nesteingang einhalten. An Blüten können sie auch gefahrlos beobachtet werden.

Hummelnest mit vielen Hummeln
Blick ins Erdhummelnest: Die Wände, Brutwaben, Nektar- und Pollentöpfchen werden aus Wachs gebaut.

Hummeln bestäuben nicht nur Wildpflanzen, auch im Nutzgarten sind sie dank ihrer Vibrationsbestäubung unverzichtbar: Nachtschattengewächse wie Peperoni, Aubergine, Zucchetti etc., Gurken, Kürbis, Melonen, Bohnen, Erdbeeren, Steinobst und Co. – werden vorwiegend von Hummeln bestäubt: Wir verdanken ihnen eine vielfältige, vitaminreiche Ernte.

Leider wurde dies der Dunklen Erdhummel zum Verhängnis: Seit 1985 kommerziell gezüchtet, werden jährlich Tausende Zuchtvölker aus Labors in alle Welt per Post versandt. Letztes Jahr wurden allein in die Schweiz 6888 Zuchthummelvölker aus den Niederlanden, Spanien und Belgien importiert. Nach dem Einsatz werden sie einfach entsorgt – oft mit noch lebenden Tieren. Freilassen darf man sie nicht, da sie gebietsfremd und Träger verschiedener Krankheiten sind, mit denen sie wilde Populationen anstecken.
Als Wirbellose sind Bienen in der Schweiz nicht geschützt – ein Rechtsstatus, den wildBee dringend verbessern möchte.

Verschiedene Gemüse im Kreis gelegt
Viele vitaminreiche Früchte, Gemüse, Beeren etc. werden massgeblich von Hummeln bestäubt.

10 Hummelarten sind in der Schweiz bedroht

1994 mussten 10 der 40 heimischen Hummelarten als bedroht eingestuft werden, neue Resultate werden erst 2021 vorliegen. Für Europa stellte die IUCN 2014 fest, dass 23,6% der Hummelarten vom Aussterben bedroht sind und der Bestand bei 45,6% rückläufi g ist.

Diesen Trend abwenden können entschiedene Forderungen an Landwirtschaft und Politik, artenfreundlicher zu produzieren und Lebensräume zu schützen und wiederherzustellen. Von der Zukunft der Bestäuber hängt auch unsere eigene ab: damit es auch übermorgen noch summt und brummt.

Mehr Futter für Hummeln

Besonders beliebt sind alle Kleearten (Rotklee, Hornklee, Wundklee, Steinklee etc.), Disteln, Küchenkräuter (Salbei, Rosmarin, Oregano etc.), Taubnesseln, Weide, Lungenkraut, Beinwell, Erdbeere, Flockenblumen, Esparsette, Aufrechter Ziest, Wilde Karde, Lavendel, Teufelsabbiss, Efeu etc.

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NATURZYT Ausgabe September 2017, Text, Fotos Deborah Millet, Wildbee

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