Blumenwiese im Sommer mit verschiedenen blühenden Blumen

Liebe garten- und naturbegeisterte Leserinnen und Leser, die Natur und damit auch die Wildbienen sind nun, bei Erscheinen dieser NATURZYT Ausgabe, in Hochform. Das ist die richtige Gelegenheit, die Nahrung der Wildbienen genauer unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls Lücken in unseren Gartenbeeten mit wildbienenfreundlichen Blütenpflanzen zu füllen.

Im 1. Beitrag habe ich geschrieben, dass Wildbienen auf drei Ressourcen angewiesen sind: geeignete Nistplätze, Baumaterial für ihre Brutzellen und Nahrung. Alle drei Ressourcen sollten vorteilhaft erweise in einem Umkreis von ca. 300 m liegen, damit die Wildbienen nicht zu weit fliegen müssen. Dies würde sich sonst negativ auf die Zahl der Brutzellen auswirken.

Wenn wir den Wildbienen Nistplätze, ob künstliche oder natürliche, zur Verfügung stellen, sollten wir auch gewährleisten, dass sie und ihre Nachkommen in Nistplatznähe etwas zu essen haben. Die Nahrung der Wildbienen besteht während ihres ganzen Lebenszyklus aus Blütenprodukten. Als adulte Tiere saugen sie vor allem Nektar und fressen wenig Pollen. Für die Brut sammeln die Weibchen vor allem den eiweissreichen Pollen und etwas Nektar.

Wildbienen sind in Bezug auf die Nahrung wählerisch. Ungefähr 50 % der in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind Spezialisten, das heisst, sie sammeln Pollen in der Regel nur auf einer einzigen Pflanzengattung oder -familie. Die restlichen 50 % sind, obwohl nicht mehr unbedingt Spezialisten, immer noch wählerisch.

Die meisten Wildbienen-Weibchen sammeln den Pollen mithilfe ihrer Vorderbeine. Damit der Pollen beim Transport in die Brutzellen nicht runterfällt, schieben sie die Pollenkörner zu ihren Hinterbeinen, an denen sogenannte Haarbürsten angelegt sind. In diesen Haarbürsten bleibt dann der Pollen kleben.

Wildbiene mit vollen Pollensäcken an einer violetten Blüte
Nektargenuss gibt volle Pollensäcke bei den Bienen.

Wir tun gut daran, im Garten oder auf der Terrasse eine möglichst grosse Vielfalt an einheimischen Pflanzen anzubieten. Denn je artenreicher das Pflanzenangebot ist, desto grösser ist auch die Artenvielfalt der Wildbienen. Dabei spielt nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität der Pflanzen eine Rolle. Für eine einzige Brutzelle braucht eine Mörtelbiene den Pollenbedarf von 1140 Blüten der Esparsette. Das entspricht ca. 4,3 Pflanzen. Bei mehreren Brutzellen (z.B. 12) sind das schon 51,6 Pflanzen. Nicht berücksichtigt in dieser Berechnung sind andere Bienen, die diese Pflanze nutzen. Setzen Sie deshalb immer gleich mehrere Pflanzen der gleichen Art.

Wichtige Pflanzenfamilien

In der Schweiz gibt es weit über 100 Pflanzenfamilien. Einige der wichtigsten Familien mit je einem Vertreter finden Sie in der unten aufgeführten Liste, die jedoch bei weitem nicht vollständig ist. Für Interessierte weise ich an diesem Punkt gerne auf das äusserst wertvolle Buch von Paul Westrich «Wildbienen – die anderen Bienen» hin, in dem sich seitenweise Pflanzenlisten für Garten und Balkon befinden.

  • Doldengewächse (Wilde Möhre)

  • Korbblütler (Flockenblumen)

  • Raublattgewächse (Gewöhnlicher Natternkopf)

  • Kreuzblütler (Gewöhnliche Nachtviole)

  • Glockenblumen (Knäuelblättrige Glockenblume)

  • Kardengewächse (Witwenblumen)

  • Hülsenfrüchtler (Kleearten)

  • Kürbisgewächs (Zaunrübe)

  • Lippenblütler (Ziest)

  • Hahnenfussgewächse (Eisenhut)

  • Rosengewächse (Himbeeren)

  • Braunwurzgewächse (Ehrenpreis)

  • Weidengewächse (Purpurweide)

  • Primelgewächse (Gilbweiderich)

  • Malvengewächs (Wilde Malve)

  • Wegerichgewächs (Spitzwegerich)

Für die Pflanzenwahl in Garten und auf Balkon sollten wir uns wenn immer möglich auf die einheimischen Pflanzen konzentrieren, weil die Wildbienen sich an diejenigen Nahrungspflanzen angepasst haben, die bei uns wachsen. Entscheiden Sie sich für die Wildform und verzichten Sie auf Zuchtformen, die oft so verändert sind, dass sie von keinem Nutzen mehr sind für unsere Insekten (gefüllte Blüten, veränderte Blütenform usw.).

Furchenbiene auf eine roaroten Blüte im Sommer
Eine fleissigeFruchenbienen - Pollensammlerin auf einem Krokus.

In der nachfolgenden Auflistung finden Sie einige Vorschläge für typische Lebensräume:

  • Hecken: Weiden, Wildrosen, Weissdorn, Berberitze, Ginster, Blasenstrauch, Feldahorn, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeersträucher, ...
  • Kletterpflanzen: Weisse und Zweihäusige Zaunrübe, Efeu, Plattererbsen, ...
  • Wiesen: Wiesen-Schafgarbe, Günsel, Kartäusernelke, Glockenblumen, Kerbel, Wiesen-Ferkelkraut, Gewöhnlicher Hornklee, Saat-Luzerne, Wiesenflockenblume, Saat-Esparsette, Kleine Brunelle, Kronwicken, Feld-Thymian, ...
  • Wildstauden für Beete: Feld-Steinquendel, Kugelköpfiger Lauch, Grosse Sterndolde, Wirbeldost, Lerchensporn, Roter Fingerhut, Storchenschnabel, Gem. Sonnenröschen, Johanniskraut, Wilde Mondviole, Traubenhyazinthen, Lungenkraut, Muskatellersalbei, Blaustern, scharfer Mauerpfeffer, Aufrechter Ziest, Wolliger Ziest, Gamander, Salbeiblättriger Gamander, ...
  • Feuchtstandorte: Eisenhut, Pfennigkraut, Sumpf-Ziest, ...
  • Ruderalflächen: Acker-Hundskamille, Acker-Glockenblume, Wegwarte, Wilde Karde, Goldlack, Taubnessel, Malven, Echter Honigklee, Mohn, Gelbe Reseda, Rainfarn, Strahlenkamille, ...

Mit einem solchen Futterangebot und einem strukturreichen Garten werden auch bei Ihnen bald viele verschiedene Wildbienen-Arten in den Garten ziehen. Freuen Sie sich auf spannende Beobachtungen.

Herzlich
Claudia Ebling
www.natur-im-garten.ch

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NATURZYT Ausgabe Juni 2015, Text Claudia Ebling, Fotos wildbee und Claudia Ebling

 

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